1859 -
Leipzig
: Fleischer
- Autor: Kurts, Friedrich, Nösselt, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Gelehrtenschule, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
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tag in Kleinster. Kaiser Ferdinand dankt ab, 2. Decbr. Kaiser Franz Joseph. Auf-
lösung des Reichstages, 4. März 1849. — Die National-Versammlung in Berlin. Zeug-
haussturm, 3. Juli. Berfastungs - Berathung. Ministerium Brandenburg-Manteufel.
Verlegung der National-Dersammlung nach Brandenburg, 9. November. Widerstand der
Versammlung. Auflösung derselben, 5. December. Verleihung einer Verfassung. Endliche
Feststellung derselben.)
Der Zustand der deutschen Staaten zur Zeit der Pariser Februar-
Revolution, verglichen mit dem, welchen 18 Jahre früher die Nachwirkungen
der Juli-Revolution veranlaßt hatten, war von einem weit allgemeiner und
tiefer bewegten öffentlichen Leben erfüllt. Theils der Drang des Jahrhunderts,
der in allen Ländern den Volksgeist ergriffen hatte, theils das Anschauen der
politischen Vorgänge in den westlichen Nachbarstaaten, welche allmählig zu
Vergleichungen und Beziehungen hinlenkten, theils die Ereignisse in Deutsch-
land selbst, z. B. der hannoversche Verfassungsstreit, der politische Aufschwung
in Preußen, die deutsch-katholische Bewegung und endlich die Schleswig-
Holsteiner Angelegenheit, hatten diese Steigerung hervorgebracht. Die Re-
gierungen waren mit den Maaßregeln gegen den vordrängenden Volksgeist
beschäftigt. Zunächst waren die kirchlichen und religiösen Fragen, dann das
Begehren constitutioneller Staatsformen, da wo sie fehlten, endlich das Ver-
langen einer starken nationalen Einheit Deutschlands die Ziele, nach welchen
hin sich die öffentliche Meinung bewegte.
So wogte die Strömung hin und her und gab selbst localen Ereignissen
eine allgemeinere Bedeutung. Es war wie ein Schatten des Kommenden,
als wenige Tage vor der Februar-Revolution in der baden'schen Kammer das
Verlangen nach einer Vertretung der Stände-Versammluugen bei dem deut-
schen Bunde laut wurde. In München erhob sich das Volk gegen den
Uebermuth der am Hofe begünstigten spanischen Tänzerin Lola Montez, die
zur Gräfin Landsfeld erhoben worden war, und erzwang die Vertreibung
dieser Fremden (11. Februar). Der Vorgang machte in ganz Deutschland
Eindruck. Da flogen die Nachrichten von den Pariser Ereignissen herüber.
Sogleich (27. Februar) wurde eine Volksversammlung in Mannheim
abgehalten, eine Petition wurde abgefaßt und die Wünsche des Volkes durch
die Kammern der Regierung übergeben. Nun flammten wie ein Lauffeuer
dieselben stürmischen Bewegungen in fast allen deutschen Staaten auf. Volks-
versammlungen wurden überall gehalten, die deutsche Fahne wurde empor-
gehoben, Adressen an die Fürsten gerichtetet: Preßfreiheit, Volksbewaffnung,
Gleichheit der politischen Rechte für alle Confessionen, ein deutsches Parla-
ment wurde gefordert. Damit verband sich fast überall das Verlangen nach Ent-
lassung der bestehenden Ministerien. Sicherlich haben, wieviel man auch dem
jählings aufgereizten Volksgeiste und politischem Fanatismus zuschreiben mag,
revolutionäre Führer von Paris aus bei diesen stürmischen Tagen mitgewirkt.
In den meisten Staaten gaben die überraschten Fürsten der andringenden
Bewegung nach. So war am 3. März in Baden, am 4. in Nassau,
am 5. in Darmstadt, am 9. in Würtemberg, am 11. in Kurhessen,
hier jedoch erst nach heftigen Demonstrationen, die Gewährung der Volks-
wünsche entschieden. In München erfolgten die Zugeständnisse am 6. März,
nachdem das Zeughaus vom Dolle erstürmt und die Waffen vertheilt waren.