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1. Neueste Geschichte - S. 252

1859 - Leipzig : Fleischer
252 gangenen Tage hatte die Schrecken dieses Aufruhres erreicht. Das Mini- sterimn widerrief die Auflösung der akademischen Legion und zog das Militair zurück. Die Thore wurden von der Nationalgarde und der Legion in Ge- meinschaft mit dem Militair besetzt; ein ans Bürgern, Nationalgardisten und Studenten bestehender Ausschuß sollte die öffentliche Ordnung handhaben. Während dieser stürmischen Ereignisse in Wien erschütterten heftige na- tionale Kämpfe der Völker Oestreichs den Kaiserstaat. Wie die Zusammen- fassung des vielsprachigen Reiches, so ist auch dessen Regierung immer von dem deutschen Oestreich und seinem Fürstenhause ausgegangen. Nun aber in dein allgemeinen Völkerstreben traten Bewegungen ans, welche diesen alten, mächtigen Bestand des Kaiserreiches anfzulösen drohten. Die lombardischen Italiener machten in der Revolution vom 18. März in Mailand den Versuch sich loszureißen. Wir werden diese Ereignisse weiter unten stizziren. Ungarn hatte seit dem Regierungsantritt des Kaisers Ferdinand eifrig nach Geltung seiner Nationalität gestrebt, was den sogenannten Sprachen- kampf zwischen den Magyaren und den Slaven in den ungarischen Neben- ländern verursachte, da diese letzteren sich der ungarischen Geschäftssprache nicht fügen wollten. Der Reichstag in Preßburg, welcher im Januar 1848 zusammen getreten war und den Kroaten den Geschäftsgebrauch ihrer Sprache bewilligt hatte, forderte am 3. März constitutionelle Garantien. Am 15. März, mitten in die Wiener Revolution hinein, erschien eine ungarische Deputation, an ihrer Spitze Graf Bathyany und Kossuth. Der Kaiser bewilligte ihnen am 18. März ein eignes Ministerium unter Bathyany's Vorsitz. Da- mit war Ungarn von Oestreich losgetrennt und stand nur noch in Personal- union mit dem Kaiserstaate. Die Ungarn aber wurden nun in einen Kampf mit den süd-stavischen Nebenländern verwickelt, da diese sich dem ungarischen Ministerium und Reichstage nicht unterwerfen, sondern in directem Zu- sammenhänge mit der kaiserlichen Regierung bleiben wollten. Im Einver- ständniß mit derselben stellte sich Freiherr von Jellachich, Ban von Kroa- tien, an die Spitze dieses Widerstandes. Der Hauptheerd der slavischen Nationalbewegung, welche schon früher hervortretend auf ihre Sprache und Literatur beschränkt geblieben war, nun aber offenkundig mit weiteren Zwecken auftrat, bildete sich in Böhmen. Hier hatte das deutsche Element dem czechischen gegenüber sich bedeutend entwickelt. Eine große Erbitterung gegen alles Deutsche that sich kund, es bildete sich eine czechisches National-Comite und man schrieb einen allgemeinen Slaven-Congreß auf den 31. Mai nach Prag ans. Er trat zusammen und zeigte in seinen erhitzten Berathungen den vollen Ungestüm der Pläne, deren Erreichung in der damaligen Verwirrung Oestreichs und seiner Hauptstadt für möglich gehalten wurde. Hatte doch schon eine provisorische Regierung Böhmens sich gebildet; man wollte von dem Ministerium in Wien keine Befehle mehr annehmen. Am Pfingstmontage, 13. Juni, brach die offene Empörung aus. Vor dem Palais des Fürsten Windischgrätz, des kaiserlichen Commandanten von Prag, entspann sich der Tumult. Die Gemahlin des Fürsten, an'ö Fenster tretend, wie um Beruhigung zu bitten, wurde erschossen. Alsbald begann der Kampf, die Stadt wurde vom Hradschin aus mit Bom- den und Granaten beschossen. Mehrere Tage währte der Aufstand, endlich - ' ■" 'Jb '
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