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1. Neueste Geschichte - S. 258

1859 - Leipzig : Fleischer
258 sichtigten, — die radicale Linke — zählte unter ihren schwärmerischen, wag- halsigen und abstracte Theorien verfolgenden Mitgliedern talentvolle Männer und gewandte Redner, wie Robert Blum, Voigt von Gießen, Simon von Trier, Heinrich Simon u. 21 m. Von Allen anerkannt, von den Meisten hochgeehrt, wirkte der edle Heinrich v. Gagern, geb. 1799. Ebenso tüchtig im Staatsdienst, als von großer Gesinnung, hatte er sich früher in der hessischen Kammer durch Freimuth ausgezeichnet. In der Märzbewegung war er hessischer Minister-Präsident geworden; jetzt legte er dieses Amt nieder, um alle Kräfte dem deutschen Gesammtvaterlande zu widmen. Wir können hier keinen Umriß der Verhandlungen des Parlaments beab- sichtigen. Hunderte von Petitionen gingen ein; die wichtigsten Angelegenheiten drängten einander, z. B. die Verhältnisse Böhmens, Posens und der Herzog- thümer Schleswig-Holstein. Welch' ein Riesenwerk lag vor dieser Versamm- lung! Von der Verfassung des Ganzen, vom Bundesoberhaupte herab bis zu den speciellsten Einrichtungen des Verkehrs, sollte Deutschland neu gestaltet werden. Die Versammlung fühlte bald, daß ihr eine Executiv-Gewalt zur Seite stehen müsse, Rach langen und schweren Debatten erfolgte die Wahl des Erzherzogs Johann von Oestreich zum Reichsverweser am 22. Juni. Ein bedeutender Schritt zur Einheit Deutschlands schien gethan. Die Reise des Erzherzogs glich einem Triumphzuge, sein Einzug in Frankfurt am 11. Juli wurde auf die würdigste und herzlichste Weise gefeiert. Er empfing von dem damit sich schließenden Bundestage die von diesem besessenen Rechte, und umgab sich sogleich mit einem der National-Versammlung verantwortlichen Reichsministerium. Indem die Berathungen nun fortgesetzt wurden, trat das feindliche Ver- hältniß der Parteien immer schroffer hervor. Unverhüllt zeigten sich die republikanischen Tendenzen der äußersten Linken; ihre Theorien und Grund- sätze, oft durch glänzende Redner vertheidigt, bezweckten in ihren letzten Re- sultaten nicht blos eine völlige Umgestaltung des Staatslebens, sondern aller gesellschaftlichen Einrichtungen, Familienbande und Religion nicht ausgenom- men. War diese Partei zu schwach, um bei den Abstimmungen zu entscheiden, so wirkte sie doch hemmend und verwirrend in der Paulskirche; suchte aber ihren Einfluß auf den Gang der Dinge durch den Anhang der Massen zu stärken, deren Leidenschaften ihre wohlberechneten Vorschläge und schranken- losen Reden schmeichelten. Ueber dem vielen Debattiren und Reden verging die werthvolle Zeit mehrerer Monate. Das 2lnsehen des Parlamentes be- gann zu sinken; ein großer Anstoß von Außen erschütterte es schwer und nachwirkend. Diesen Anstoß gab der Waffenstillstand von Malmoe, welchen Preußen am 26. August mit Dänemark schloß. So energisch und glücklich, wie der Krieg eröffnet worden war, wurde er nicht weiter geführt. Allerdings hin- derte der Mangel einer deutschen Seemacht die Erfolge der Waffen, mehr aber noch die diplomatische Einmischung des russischen und englischen Cabinets. Wrangel war ohne offenkundige Ursache aus Jütland zurückgegangen; die Siege der Deutschen bei Düppel, Holtrup, Gravenstein fruchteten nichts. Der Krieg zog sich in die Länge; der Handel, namentlich der preußische Ost-
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