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1. Neueste Geschichte - S. 259

1859 - Leipzig : Fleischer
259 seehandel, litt gewaltig. Waffenstillstands-Unterhandlungen dauerten fort, aber Dänemark wies die Forderungen Deutschlands und Schleswigs zurück. Endlich schloß Preußen, welches den Krieg zu endigen wünschte, den Waffen- stillstand von Malmoe ab. Alle von der provisorischen Regierung der Herzogthümer erlassenen Verordnungen sollten ungültig sein, eine neue Re- gierung sollte von Preußen und Dänemark bestellt werden u. a. m. Das Parlament erachtete den Waffenstillstand den deutschen Interessen nachtheilig und verwarf ihn am 5. Sept. Allein am 16. Sept. wurde dieser Beschluß zurückgenommen und der Waffenstillstand anerkannt. In gewaltiger Aufregung ging die Versammlung auseinander. Clubredner regten das Volk auf, drohende Gestalten von der Gallerte der Paulskirche empfingen die Abgeord- neten je nach ihrer Abstimmung für oder wider den Waffenstillstand mit Zischen oder Beifallsruf. Ein großer Haufe Volk hielt eine Versammlung in der Stadtallee. Von da zog sich der Tumult nach dem Gasthofe Westend- Hall, wo Alles zertrümmert wurde, und mit furchtbarem Wuthgeschrei durch- zog man die Straßen. Am folgenden Tage, Sonntag den 17. Sept., wurde eine von Tausenden besuchte Volksversammlung auf der Pfiugstwiese am Hanauer Bahnhose abgehalten. Immer neue Zuzüge kamen an, die auf- reizendsten Reden, auch von Mitgliedern der Linken aus der Paulskirche, wurden gehalten, zu Gewalt, Aufruhr und Barricaden aufgefordert und die mißliebigen Abgeordneten „Verräther des Vaterlandes" genannt. Es war offenbar auf eine Sprengung des Parlaments abgesehen. Der Senat der Stadt Frankfurt erkannte, daß unter solchen Umständen seine Macht zum Schutz der Ordnung und des Parlaments nicht hinreiche, und forderte um Mitternacht die Ceutralgewalt auf . diese Sorge zu übernehmen. Es wurde sogleich Militair aus Mainz entboten und um 3 Uhr des Morgens am 18. Sept. brachte die Taunus-Eisenbahn 2400 Mann Oestreicher und Preußen. Hellstrahlend brach der Morgen an, aber wild und unruhig sah es auf den Straßen aus. Die Paulskirche war mit Militair umstellt. Aufgeregte Gruppen drängten sich an die Thüren, tobten und versuchten die Thüren zu sprengen; schon drang man ein, aber es gelang, die Wüthenden wieder hinaus zu drängen. Mit ruhiger Geistesgegenwart leitete Gageru während dieser Scenen die Berathungen. Der Streich gegen die Paulskirche war mißlungen: nun fingen die Aufrührer gegen Mittag an Barricaden zu bauen. Das Straßenpflaster wurde aufgerissen, Balken, Wagen, Kisten herbeigeschleppt, der Aufstand schien von unsichtbaren Führern organisirt und nach einem festen Plane geleitet. Als die Sitzung in der Paulskirche gegen 2 Uhr beendet war, griff das Militair an. Einige Barricaden wurden leicht genommen, andere wurden tapfer und hartnäckig vertheidigt. Auch aus den Fenstern wurde auf die Truppen gefeuert. Unterdeß rückte hessisches und würtembergisches Militair ein und die Artillerie arbeitete gegen die Barricaden. Gegen 4 Uhr wurde eine Waffenruhe bewilligt. Aber neue Greuel befleckten in diesen Zwischenstunden den unglücklichen Tag. Die Abgeordneten General Auerswald und Fürst Lichnowskh, Letzterer besonders der äußersten Linken und ihrem Anhänge verhaßt, waren vor das Thor geritten. Sie wurden von wilden Gestalten angefallen. 17*
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