1859 -
Leipzig
: Fleischer
- Autor: Kurts, Friedrich, Nösselt, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Gelehrtenschule, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
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schlug die Freiheitsversuche der Lombardei! und die ehrgeizigen Hoffnungen
Sardiniens nieder. Zwar errang Karl Albert einige Triumphe, z. B. bei
Goito den 30. Mai; der alte Held Radetzky aber erfocht nach mehreren an-
dern Gefechten bei Custozza, 24. Juli, einen so vollständigen Sieg, daß er
am 6. August in Mailand einzog und am 9. August der Waffenstillstand
folgte. Auch Modena und Parma wurden an ihre Fürsten zurückgegeben.
Der Waffenstillstand verlängerte sich durch den ganzen Winter, doch kam der
Friede nicht zu Stande. Am 14. März 1849 wurde der Krieg wieder er-
öffnet. Er war in einem Feldzuge von vier Tagen entschieden. Radetzky
schlug am 23. März die Piemontesen bei Novara auf's Haupt. Karl Albert
legte die Krone nieder und ging nach Portugal, wo er am 18. Juli starb.
Sein Sohn und Nachfolger, Victor Emanuel, schloß mit Oestreich am
26. März einen Waffenstillstand, welcher allerdings von den Piemontesen übel
ausgenommen wurde und in Genua einen Aufstand veranlaßte. Auch in
Brescia brach ein Tumult aus, welcher von dem östreichischen General
Haynau schnell mit furchtbarer Strenge unterdrückt wurde. Der Friede
zwischen Oestreich und Sardinien ist am 6. August geschloffen worden. Auch
Venedig, welches sich unter dem Volksführer Man in nochmals als Republik
erklärt hatte, ist nach einer langen und schweren Belagerung in die Hände
der Oestreicher zurückgekehrt. Radetzky zog am 30. August in Venedig ein.
Die Herrschaft Oestreichs in dem lombardisch-venetianischcn Königreiche ist
wieder hergestellt. — In Toscana, wo ein Aufstand am 2. Februar 1849
den Großherzog Leopold zur Flucht uöthigte, worauf die Proclaniirung der
Republik erfolgte, war dies nur ein kurzes Zwischenspiel. Die Oestreicher
unter d'aspre rückten ein, nahmen Livorno und Florenz im Mai und am
28. Juli kehrte Leopold in seine Residenz zurück.
Die Vorgänge im Königreich Neapel nahmen ungefähr denselben Ver-
lauf. In Neapel selbst stellte ein Aufstand ani 24. April, in welchem die
königlichen Truppen siegten, die Gewalt des Königs wieder her. Dagegen
hatte das Parlament in Palermo am Tage vorher die Absetzung des Hauses
Bourbon ausgesprochen. Jedoch zauderte der zum König von Sicilien er-
wählte Herzog von Genua, ein sardinischer Prinz, die Krone anzunehmen.
Trotzdem nun, daß am 5. Sept. Messina nach einem Bombardement von
den Königlichen erobert wurde, hielt sich das übrige Sicilien unter einer
provisorischen Regierung (Ruggiero Settimo) und erklärte sich im März 1849
zur Republik. Allein sie währte nicht lange, obgleich eine zahlreiche Freischaar,
geführt von dem Polen Mieroslawski den Sicilianern zu Hülfe kam. Die
Neapolitaner siegten und zerstreuten das Jnsurgentenheer; Palermo mußte sich
ergeben. Die Macht und Leidenschaft des Aufstandes war gebrochen, und
Sicilien kehrte auf Gnade und Ungnade unter die Herrschaft Neapels zurück.
Am weitesten in Italien sind die revolutionären Ereignisse jener Tage
in Rom gediehen. Papst Pius Ix. hatte durch den liberalen Anhang seines
Pontificales nicht wenig heißblütige Erwartungen erregt. Sein Name mischte
sich damals in den Freiheitsruf Italiens. Bald erfuhr er, wie schwer der
Ungestüm der erregten Leidenschaften zu sättigen ist. Das Zaudern und die
Mäßigung, welche seine Würde und seine Besonnenheit so erklärlich machen,
ließ im Jahre 1848 rasch die Begeisterung des Volkes für ihn erkalten. Er
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