1859 -
Leipzig
: Fleischer
- Autor: Kurts, Friedrich, Nösselt, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Gelehrtenschule, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
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hatte Preußen aus den Trümmern des deutschen Verfassungswerkes den
engeren Bundesstaat zu retten versucht; auch dieser war in Zaudern und
Rücksichten fast zerbröckelt. Nur wenige kleine Staaten hingen noch treu
und zuverlässig an der Union. Wo war der Bundesstaat, für welchen
Preußen seine Heere aufbieten sollte? Ein Krieg mit Oestreich würde nach
den Erklärungen des Kaisers von Rußland auch dessen Streitkräfte gegen
Preußen geführt haben. Und doch war die Lage so voll von Mahnungen
seiner Vergangenheit und Geschichte, so voll von Forderungen der Ehre und
des Einflusses, daß jene Bedenken noch niedergehalten wurden. Im Schooße
des preußischen Cabinets selbst schwankte der Entschluß, ob man die Union
fallen lassen, oder für sie einstehen solle. Radowitz übernahm am 26. Sep-
tember das Ministerium des Auswärtigen. Er konnte für einen Förderer
der Union gelten, doch war seine Politik verschlungen und räthselhaft.
Aber die Lösung kam, nachdem die Spannung bis zum Ausbruche vor-
gerückt war, durch die Wirren in Kurhessen und die Schleswig-Holsteiner Sache.
Preußen hatte in dem Wunsche, den dänischen Krieg zu endigen, am
2. Juli 1850 für sich und den deutschen Bund zu Berlin einen Frieden mit
Dänemark geschlossen, in welchem alle früheren Verträge wieder hergestellt
und alle gegenseitigen Rechte, wie sie vor dem Kriege bestanden, Vorbehalten
wurden. Zugleich versprach Preußen, eine Erbfolgeordnung für den Gesammt-
staat Dänemark begründen zu helfen. Die schwedischen und preußischen
Truppen verließen Schleswig. Sogleich rückten die holsteinische und die
dänische Armee einander entgegen. Denn es war den Bemühungen der
Statthalterschaft nicht gelungen, sich mit Dänemark über die Ausgangspunkte
des Krieges zu verständigen. Dieses verlangte unbedingte Unterwerfung Da
ergriff Schleswig-Holstein noch einmal und allein die Waffen. Obergeneral
ihrer Armee war der frühere preußische General v. Willisen. Am 25. Juli
bei Id sie dt kam es zur Schlacht. Nach einem anfänglich siegreichen, dann
ungünstigen, aber ehrenvollen Kampfe mußten sich die Holsteiner zurückziehen.
Schleswig fiel in die Gewalt der Dänen. Fortwährende kleinere und größere
Vorpostengefechte entschieden nichts; nochmals drangen die Holsteiner bis an
die schleswigsche Gränze vor, gingen aber nach dem Gefecht bei Missunde
am 12. und 13. September wieder bis Rendsburg zurück. Auch der Sturm
auf Friedrichsstadt, den Willisen am 4. October unternahm, wurde trotz
aller Tapferkeit seiner Truppen abgeschlagen. Darauf forderte der Bundes-
tag, bei welchem auch der dänische Gesandte für Holstein war, die Statt-
halterschaft zur Einstellung der Feindseligkeiten auf und drohte, dieselbe durch
eine Epecutionsarmee zu erzwingen. Die Statthalterschaft lehnte die Forde-
rung ab; sie wollte es erwarten, durch Deutsche unterliegen zu müssen.
Preußen rieth zu einem Waffenstillstände mit Dänemark; es hätte gern die
Ausführung der vom Bundestage angedrohten Execution vermieden.
Hier warf sich eine nationale Frage zwischen die beiden Hegemonien
Deutschlands, schon aber war drängender durch ein Zerwürfniß der Regierung
mit dem Volke in Kurhessen ein principieller Streit zwischen sie getreten.
Der kurhessische Minister Hassen pflüg hatte durch -ungerechtfertigte Finanz-
maaßregeln einen Zwiespalt mit den hessischen Ständen erzeugt und die Re-
gierung hatte dieselben am 13. Juni aufgelöst. Als die neue Ständever-