1859 -
Leipzig
: Fleischer
- Autor: Kurts, Friedrich, Nösselt, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Gelehrtenschule, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
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hatten, weitet vorzurücken. Auch machte der Tscherkessen-Häuptling Schamyl
im August einen verwüstenden Einfall in die Gegend von Tiflis. Dorthin
zog sich also auch die russische Armee zurück. —
Eine zweite Neben-Partie war die Expedition nach dem weißen Meere.
Drei Schiffe mit 55 Kanonen gingen dahin ab, um jene friedlichen, öden
Gegenden mit Schrecken und Verwüstung zu erfüllen. Archangel fand sich
unzugänglich, also erschien das Geschwader in der Onegabai, machte einige
Landungen und zerstörte die Magazine. Dann ging es vor die Hauptstadt
des russischen Lapplands, Kola am Kolafluß. Als der Gouverneur die Auf-
forderung, sich zu ergeben, zurückwies, wurde die Stadt mit glühenden Kugeln
in Brand geschossen. Im September kehrte die Expedition zurück.
Endlich führt uns der Faden unserer Erzählung in das unwirthbare
Kamtschatka. Drei englische Schiffe mit 36 Kanonen, und drei französische
mit 102 Kanonen, segelten von den Sandwich-Inseln ab, und kamen am
28. August vor Petropaulowsk. Am 30. und 31. erfolgte die Beschießung
der vor der Stadt liegenden Userbatterien; am 4 September versuchte man
einen Angriff auf die von der Seeseite schwer zugängliche Stadt. Die Eng-
länder und Franzosen erlitteir aber aus einem ihnen sehr ungünstigen Terrain
den Verlust eines Dritttheils ihrer gelandeten Mannschaft, und erreichten ihre
Absicht nicht. Ueberhaupt mußte der Zweck der Expedition, der auf Vernich-
tung der russischen Seemacht im stillen Meere gerichtet gewesen, vereitelt er-
scheinen, als man die Flottille nicht bei Petropaulowsk fand. Sie befand sich
an der Mündung des Amur. Die verbündeten Schiffe segelten am 7. Sep-
tember wieder von Kamtschatka ab. —
Unsere Erzählung wendet sich wieder zu dein Schauplatz der Entscheidung
dieses Krieges. Während der Winter und die Krankheiten den Kampf vor
Sebastopol fesselten, hatte Oestreich am 2. Deeember 1853 ein Bündniß mit
Frankreich und England geschlossen, durch welches jener Kaiserstaat zwar noch
nicht an dem Kriege activ theilnahm, aber die Donaufürstenthümer gegen die
Rückkehr der Russen zu schützen versprach, und überhaupt die Wichtigkeit seiner
Stellung zwischen den kriegführenden Mächten befestigte. Auch der König
von Sardinien, Victor Emanuel, dessen vordringende Politik in Italien der
Annäherung Oestreichs an die Westmächte zuvor kommen wollte, verhandelte
mit denselben, und schloß am 4 März 1855 sein Bündniß mit Frankreich
und England ab, und versprach, 15,000 Mann zum Kriege zu stellen. Noch
ehe dieser Vertrag vollzogen wurde, trat ein unerwartetes, großes Ereigniß
in den Lauf dieser Begebenheiten. Kaiser Nikolaus von Rußland erkrankte
im Februar 1855 an der Grippe. Die Erschütterungen seines Gemüthes
durch das Zusammenbrechen seiner Pläne, die Aufregung, mit welcher der ge-
ringe Erfolg seiner Waffen ihn ergriff, wirkten auf seinen körperlichen Zustand
zurück, um so mehr, da das energische Wesen des Kaisers sich zu spät dem
Rath der Aerzte fügte. Die Krankheit nahm bald einen gefährlichen Charakter
an; der Kaiser verschied am 2. März 1855. Ihm folgte sein Sohn Alexan-
der Ii. Noch in den letzten Tagen seines Lebens hatte der abgeschiedene
Monarch eine allgemeine Volksbewaffnung anbefohlen, und dem Fürsten Gor-
tfchakow an der Stelle Mentschikows den Oberbefehl in der Krim übertragen.
Nöff. Wettgesch. 4. Th.