1861 -
Berlin
: Gaertner
- Autor: Lange, Otto
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Bildungsanstalt
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): Jungen
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zog auf den heiligen Berg und nöthigte die Decemvirn abzudanken.
Es wurden wieder Consuln und Tribunen ernannt und den Plebejern
neue Freiheiten gegeben. Die Tribunen und ihre Gehülfen, die Aedilen,
sollten unverletzlich sein und künftig nie eine obrigkeitliche Macht ernannt
werden, von der keine Berufung an das Volk möglich war. Die in
zwölf eherne Tafeln eingegrabenen Gesetze wurden öffentlich ausgestellt.
§. 39. Fortgesetzter Kampf zwischen Patriciern und
Plebejern. Je mehr Rechte die Plebejer erlangten, mit desto größerer
Hartnäckigkeit suchten die Patricier die Vorrechte ihres Standes zu
vertheidigen, ohne indeß die Bestrebungen der Plebejer aufhalten zu
können. So setzte (445) der Volkstribun Canulejus durch, daß
Wechselheirathen zwischen Plebejern und Patriciern stattfinden durften.
Der bedeutendste Kampf zwischen beiden Parteien betraf aber die Theil-
nahme der Plebejer am Consulat. Der Senat widersetzte sich mit aller
Gewalt. Da nun die Volkstribunen von Neuem die Aushebung der
Plebejer zum Kriegsdienste verweigerten, sann der Senat auf ein Aus-
kunftsmittel und erschuf eine neue Würde. Dian wählte nämlich aus
beiden Ständen Kriegstribunen mit consnlarischer Gewalt (Befehls-
haber der Legionen). Solcher Kriegstribunen gab es anfangs drei,
später sechs. Doch kehrte man abwechselnd zur consularischen Würde
wieder zurück. Sie theilten ihre Macht mit der der Censoren.
Diese hatten den Census oder die Schätzung des steuerbaren Vermö-
gens zu halten und Vergehungen wider Sitte und öffentliches Wohl
durch Versetzung in einen niedern Stand zu bestrafen. Unterdeß wur-
den die Römer in gleich zu erzählende Kriege verwickelt. Durch diese
Kriege gerieth Rom in das größte Elend, und die Roth des Volkes
stieg immer höher. Da trat der Volkstribun Licinius Stolo mit
mehreren Gesetzen (den licinischen) auf, indem er eine den Unter-
gang der verschuldeten Bürger verhindernde Ackervertheilung, die Ab-
schaffung der Kriegstribunen und die Wahl plebejischer Consuln forderte.
Alle Versuche der Patricier, diese Forderungen zu Hintertreiben, waren
vergebens. Man erschuf sogar aus den Patriciern eine neue Würde,
die des Prätors, welcher, mit der Macht eines Consuls bekleidet,
die bürgerliche Rechtspflege leitete. Aber die völlige Rechtsgleichheit
beider Stände konnte nicht verhindert werden. Im Jahre 366 wurde
Licinius der erste plebejische Consul, und später gelangte selbst
Dictatur, Prätur und Censur an das Volk.
§. 40. Krieg mit Veji und den Galliern 366. Wäh-
rend dieser Bewegungen im Innern hatte Rom seine Kriege mit den
Aequern und Volkskern glücklich beendet. Daun wurde ein Krieg gegen
Veji unternommen, der dadurch merkwürdig ist, daß er der erste Win-
terfeldzug der Römer war und daß der Sold eingeführt wurde. M. Furius
Lange, ieitf. d. Gesch. 2. Stufe. 5. Aufl. 3