1861 -
Berlin
: Gaertner
- Autor: Lange, Otto
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Bildungsanstalt
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): Jungen
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nicht, bedeutende Rüstungen vorzunehmen. Während derselben hielten
sie die Karthager mit allen möglichen Vorwänden hin. Endlich for-
derten sie, daß sie ihre Stadt verlassen und sich im Innern des Landes
ansiedeln sollten. Diese Forderung wurde verweigert. Mit seltner
Anstrengung rüsteten sich die Karthager. Männer und Weiber, Alt
und Jung waren mit der Bereitung der Vertheidigungsmittel beschäf-
tigt. Der Kampf dauerte schon zwei Jahre, als Publius Corne-
lius Scipio, ein Sohn des Aeinilius Paulus, den Oberbefehl im
römischen Heere erhielt; die Stadt ward erobert und sank nach einer
vierzehntägigen Feuersbrunst in Asche. Auf den Trümmern derselben
sprach Scipio mit ahnendem Blicke aus das künftige Schicksal Roms
die homerischen Verse:
Einst wird kommen der Tag, wo die heilige Jlioö hinsinkt,
Priamns selbst und das Volk des lanzenkundigen Königs.
Das Gebiet von Karthago wurde zur römischen Provinz gemacht.
§. 51. Kriege in Spanien. Die in Spanien während des
zweiten punischen Krieges errungenen Besitzungen der Römer wurden
von Prätoren verwaltet. Die spanischen Völker machten indeß glück-
liche Versuche, ihre Freiheit wieder zu erlangen. Deshalb schickten die
Römer den schon erwähnten Porcius Cato nach Spanien, dem es ge-
lang, die Unruhen zu unterdrücken (Iso). Später wurden unter sehr
harten Kämpfen immer mehr Stämme unterworfen. Der westliche
Theil Spaniens (das heutige Portugal) widerstand am hartnäckigsten.
Hier wohnten die tapfern Lusitanier. Nachdem sie den Römern
mehrere Niederlagen beigebracht hatten, suchte der Prätor Sulpicius
Galba einen Theil derselben durch Treulosigkeit zu bekämpfen, indem
er Freundschaft erheuchelte (150). Da trat unter ihnen Viriathus
auf, ein kühner, kluger und hochherziger Mann, der erst Hirt, dann
Anführer einer Raubschaar gewesen war. Er lieferte den Römern
blutige Schlachten, schloß sogar das ganze römische Heer in einer wil-
den Gebirgsgegend ein und versprach demselben freien Abzug gegen
zugesicherte Freiheit der Lusitanier. Allein die Römer warben unter
den Lusitaniern Meuchelmörder, welche den wackern Mann umbrachten.
Bald erhob sich ein neuer Kampf mit der Stadt Nttmontio (im
heutigen Altcastilien). Diese Stadt widerstand nicht bloß geraume
Zeit mit ihren 8000 Bewohnern dem römischen Heere, sondern schloß
auch den Consul Hostitius Mancinus so ein, daß er um Frieden
bitten mußte. In einer ähnlichen Weise, wie einst die Samniter in
den caudinischen Pässen, bewiesen die Numantiner den Römern ihre
Großmuth. Endlich kam der Besieger von Karthago nach Spanien.
Er schloß Nnmantia so lange ein, bis die Einwohner, von Hunger
überwältigr, sich selbst durch Feuer und Schwert tödteten (Ila).