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1. (Griechische, römische, deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte) - S. 99

1861 - Berlin : Gaertner
99 §. 105. Cultur Deutschlands seit der Reformation. Der von Maximilian I. gegebene Landfriede trug zwar zur Ausrottung des Faustrechts bei, konnte jedoch dasselbe nicht ganz tilgen. Noch zu Luthers Zeiten trieben die Ritter, bald als Räuber, bald als Beschützer der Unterdrückten ihr Wesen (Georg von Frundsberg, Franz von Sickingen, Götz von Berlichingen). Später wurde das deutsche Fuß- volk unter dem Namen der Landsknechte berühmt. Die Vehmgerichte hörten allmälich aus und Manufakturen singen an zu blühen. Auch wurde das Studium der Wissenschaften durch gelehrte Männer (Reuchlin, Keppler, Seb. Frank) und durch Gründung neuer Universitäten ge- fördert. Albrecht Dürer und Holbein brachten die Malerei zu hohem Flor. Merkwürdig ist aber der Aufwand, den Fürsten und reiche Bürger bei festlichen Gelegenheiten, im Essen und Trinken trieben (Fugger und Welser). Nach dem dreißigjährigen Kriege sank der Handel, die Hansa löste sich völlig auf, und Deutschlands Verkehr und Gewerbe traten hinter die Niederlande und England zurück. Aus den freien Reichsstädten wurden fürstliche Residenzen und die schöne Cultur der Reformationszeit ging unter. Schlimmer als dieses äußere Unheil war, daß durch den Krieg die alte Zucht unterging und daß nament- lich Frankreich auf deutsche Sprache, Kunst, Wissenschaft und Sitte einen nachtheiligen Einfluß ausübte. Das religiöse und kirchliche Leben aber verlor ganz und gar seine innere Glaubenswärme und machte einer rechthaberischen Streitsucht Platz, welche der protestantischen, jetzt frei gewordenen Kirche in hohem Grade schadete. §. 106. Die Türken vor Wien. Ferdinands Iii. zweiter Sohn Leopold L., 1058—1705, wurde nach einem Interregnum von fünfzehn Monaten zum Kaiser erwähllt. Unter seiner Regierung versank das deutsche Reich immer tiefer und litt an inneren Unruhen und unter fortdauernden Kriegen. Zu den erstem gehörten die Zwistig- keiten, welche in Folge der vom Kaiser errichteten neunten Kur- würde (1692), die der Herzog von Braunschweig-Wolfenbüttel erhielt, entstanden; zu den letzteren die Kriege mit den Türken. Es waren nämlich schon seit längerer Zeit die Ungarn von der kaiserlichen Re- gierung vielfach gedrückt worden, und in Folge dessen hatten sie ver- sucht, sich von Oestreich loszumachen und wieder ein unabhängiges Volk zu werden. Sie empörten sich unter dem Grafen Tökelh, der bei dem türkischen Sultan Muhamed Iv. Schutz fand, von ihm zum Könige von Ungarn erklärt und mit einem gewaltigen türkischen Heere unter Anführung des Großvesirs Kara Mustapha unterstützt wurde. Die Türken"drangen bis Wien vor, der kaiserliche Hof flüchtete sich nach Linz, und die Hauptstadt schien verloren. Der tapfere und ent- schlossene Rüdiger von Stahreniberg vertheidigte Wien 60 Tage lang; da eilte der polnische Heldenkönig Johann Sobiesky her- 7 *
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