1861 -
Berlin
: Gaertner
- Autor: Lange, Otto
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Bildungsanstalt
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): Jungen
100
bei und lieferte den Türken unter den Mauern Wiens eine blutige
Schlacht, so daß viel Beute in die Hände der Sieger kam und Herzog
Karl von Lothringen, der das Reichsheer befehligte, den Türken
eine Stadt nach der andern entriß (1683). lieber die Ungarn wurde
ein strenges Blutgericht gehalten, und das Land gehört seitdem erblich
zu Oestreich. Die Türken verloren, was sie erobert hatten, und wenn
sie auch unter dem Großvesir Mustapha Köprili später einen Theil
ihrer Besitzungen wiedergewannen, so hörten doch nach der ihnen vom
Prinzen Ludwig von Baden gelieferten Schlacht bei Salankemen
(1691) ihre Fortschritte ans, und Prinz Eugen von Savoyen schlug
sie endlich bei Zentha (1697) so entscheidend, daß im Carlowitzer
Frieden (L6ss) Ungarn, Slavonien und Siebenbürgen an den Kaiser
abgetreten werden mußte. Der letzte Fürst von Siebenbürgen, Abaffi,
legte gegen ein Jahrgehalt die Regierung nieder.
§. 107. Der spanische Crbsolgekrieg, 1700—1114»
Unter der thätigen und einsichtsvollen, aber kurzen Regierung Jo-
sephs I., —1711, dauerten die Eroberungskriege Ludwigsxiv.
in Deutschland fort. Wie in denselben Frankreich das Uebergewicht
über Deutschland ausübte, so entstand bald darauf ein neuer Kamps,
welcher zwar zu Gunsten Frankreichs beendet wurde, Deutschland aber
emporhob und durch seine Folgen Frankreich in die traurigste Lage
versetzte. Dieser Kampf nahm schon unter Leopold I. seinen Anfang.
In Spanien regierte nämlich König Karl Ii. ohne Erben. Es traten
drei Fürsten auf, welche Ansprüche ans die ganze spanische Monarchie
machten. Ludwig Xiv. von Frankreich forderte als Gemahl der
ältesten. Schwester Karls Ii. für seinen Enkel Philipp von Anjou
Spanien, obgleich er bei seiner Vermählung feierlich darauf verzichtet
hatte. Der Kaiser Leopold I. hatte die jüngere Schwester Margaretha
Theresia zu seiner ersten Gemahlin gehabt und verlangte Spanien für
seinen zweiten Sohn Karl. Max Emanuel von Bayern hatte die
einzige Tochter Margaretha Theresia's zur Gemahlin und forderte
Spanien für seinen unmündigen Sohn Joseph Ferdinand. Schon
mehrere Jahre vor dem Tode des Königs von Spanien war über den
einstigen Besitz des Landes unterhandelt worden. Karl Ii. selbst hatte
sich durch die schlauen Unterhändler Ludwigs Xiv. bewegen lassen,
nach deni Tode des Kurprinzen von Bayern Philipp von Anjou
zum Erben der ganzen spanischen Monarchie einzusetzen. Karl Ii.
starb und Philipp von Anjou gelangte ohne Hinderniß auf den spa-
nischen Thron (1700). Da griff Leopold I., nur von Friedrich I. von
Preußen und vom Kurfürsten von Hannover unterstützt, zu den Waffen.
Ludwig Xiv. verband sich dagegen mit den Kurfürsten von Bayern
und Köln und den Herzögen von Mantua und Savoyen. Schon
hatten französische Truppen in Deutschland und Italien festen Fuß