1838 -
Freiburg im Breisgau
: Herder
- Autor: Rotteck, Karl von
- Auflagennummer (WdK): 13
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
Ñ Drittes Kap. S ch a up l a z der Begebenheiten.
sillares), als die Basis der römischen Chronologie, von vielen grund-
gelehrten Männern fleißig bearbeitet und sowohl aus Schriftstellern,
als aus Inschriften (besonders den berühmten fastis capitolinis) mit
größter Sorgfalt zusammengetragen worden; so bleibt doch den Freun-
den der höchsten Genauigkeit noch Vieles zu wünschen übrig.
Um das Zeitverhaltniß der Hauptbegebenheiten dieses zweiten Zeit-
raums dem Gedächtnisse geläufig zu machen, dazu mag nebenstehende
Tabelle dienen. (S. Tabelle.)
Drittes Kapitel.
Schauplaz der Begebenheiten.
Alle Länder, welche im vorigen Zeiträume den Blick des Geschichts-
forschers ans sich zogen, bleiben auch in diesem zweiten merkwürdig,
jedoch nicht insgesammt in demselben Grade. Die Vereinigung vieler
Gebiete zu ungeheueren Weltreichen vermindert die Wichtigkeit der ein-
zelnen Provinzen; aber das Schauspiel wird um so imposanter, und
die Ucbersicht des in wenigere Hauptmassen zerfallenden Ganzen ist
leichter. Gleichwohl erstreckt sich die Scene der Weltbegebenheiten viel
weiter nach allen Richtungen, als in der vorigen Periode. Auf manche
Länder, worüber noch blosc Dämmerung schwebte, fällt nun ein helles
historisches Licht, und viele treten aus völliger Dunkelheit hervor.
Aber vorzüglich erweitert sich die Scene in Westen, wo Italien, Hispa-
uien, Gallien und ein großer Theil von Nordafrika Schanpläze der
wichtigsten Revolutionen werden, und selbst die brittischen Eelteu und
die Teutscheu daran einen bedeutenden Anthcil nehmen. Auch von
Scythcn und Indiern erschallt durch Handelsverkehr und Krieg eine
etwas genauere Kunde, und die Länder zwischen dem Tigris und Indus
ziehen, als der Siz großer auf einander folgender Reiche, unsere Blicke
fortwährend auf sich.
Auf diesem großen Schauplaze des Völkergedränges sind einige
wenige Nationen in dem Maße vorherrschend, daß neben ihnen alle
anderen fast zur Unbedeutsamkeit zurückweichen. Perser, Griechen,
Macedonicr und Römer sind diese Hauptnationen, welche den
Gang der menschlichen Schicksale im Großen leiten, und in deren Ge-
schichte jene aller anderen Völker — selbst Parther und Karthager
nicht ausgenommen — sich so natürlich verflechten, oder vcrgleichungs-
weise dagegen so sehr im Schatten stehen, daß sie kaum eine abgcson,
derte Behandlung verdienen, und füglicher als Episoden oder als An-
hang zu jenen vier Hauptgeschichten erzählt werden.