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1. Bd. 2 - S. 29

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
29 Zweites Kap. Geschichte der Griechen. Buche zu ermatten scheint. Die vielsagende Kürze seines Ausdrucks macht ihn bisweilen dunkel; doch bringt das Nachdenken über ihn Ge- winn. Seine Ansichten des Weltlaufes sind meist finster — er hatte bittere Erfahrungen gemacht. Das athenische Volk verbannte ihn, weit, ohne sein Verschulden, der spartanische Feldherr Brasi das über ihn einen Vortheil errungen. Er selbst erzählt die Verbannung, aber ohne ein Wort der Beschwerde und mit Lobsprüchen aus Brasidas. Dieses und der unermüdete Eifer, womit er während der zwanzig Jahre sei- nes Exils durch Erkundigungen, Reisen u. s. w. auf die kostspieligste Weise sich getreue Nachrichten über den Gang und die Triebfedern der Ereignisse verschaffte, mögen von seiner Selbstverläuguung und sei- ner Wahrheitsliebe zeugen. Ihm war, wiewohl aus seiner ganzen Darstellung und aus seinen Reden ein hohes oratorisches Talent her- vorleuchtet, dennoch seinem Zwecke nach die Geschichte mehr ernste Disciplin, als schöne Wissenschaft. Wahrheit war sein höchstes Gesez, und darum sagt auch Hu me, daß die erste Seite seines Wer- kes der Anfang der eigentlichen Geschichte scy. Von da, wo Thucydidcs aufhört, führte Renophon— der Er- halter von seines Vorgängers Schriften — die griechische Geschichte bis zur Schlacht bei Mantinea — sonach durch einen Zeitraum von 48 Jahren — fort. Dieser große Mann, dem fast keine Gattung des Ruhmes fremd blieb, wurde gleichfalls von dem athenischen Pöbel verbannt, und erhielt durch spartanische Vermittlung eine Freistätte in Elis, wo er zu Scillus ein stilles, den Musen und dem Woht- thun gewidmetes Leben bis ins höchste Alter führte. Seine Dank- barkeit gegen Sparta drückt sich in dem Buche über die laccdämonische Verfassung ans. (Sicher sprach er aufrichtig, denn ihm mußte sie besser, als die athenische erscheinen.) Die avußaois ersäfyit den unsterb- lichen Rückzug der Zehntausende. Aber die C pro pä die und die Schrift über die Denkwürdigkeiten des Sokrates gehören mehr der Philo- sophie, als der Geschichte an. In allen seinen Werken spiegelt sich, neben dem Geiste des Weisen, die Sanftheit eines wohlwollenden Cha- rakters und alle Liebenswürdigkeit einer schönen Seele. Man hat ihn die attische Muse geheißen und gesagt, daß durch seinen Mund die Grazien sprächen. Man hat zu wenig gesagt: die Weisheit und die Tugend selber sind es, die ans ihm zu reden scheinen. Diese vortrefflichen Geschichtschreiber hatten Nachfolger, die ihrer nicht unwürdig waren. Sie sind verloren, und aus den Zeiten des freien Griechentandes haben wir keinen, aus jener der ptolemäi- schen und römischen Herrschaft aber nur wenige Historiker von Be- deutung mehr anzuführen. Die Werke der Redner, Philosophen
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