1. Bd. 2
- S. 38
1838 -
Freiburg im Breisgau
: Herder
- Autor: Rotteck, Karl von
- Auflagennummer (WdK): 13
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
53 Zweites Kap. Geschichte der Griechen.
gegen Darius Hystaspis rechnen, so hatte derselbe über fünfzig Jahre
gedauert.
Vermöge dieses ewig merkwürdigen Cim onisch en Friedens'er-
kannte Artarerres Longimanus, der Sohn jenes Xerrcs, wel-
cher ganz Griechenland Fesseln zngedacht, die Freiheit aller im Umfange
seines Reichs, also vornehmlich ans kleinasiatischer Küste gelegenen
griechischen Kolonien. Kein persisches Kriegsschiff sollte mehr in den
griechischen Gewässern erscheinen, kein persischer Heerhaufe sich auf
drei Tagreiscn den jonischen Küsten nähern.
§. 9. Innere Angel egenheiten Griechenlands. —Themistokles.
Wir haben die Hanptbegebenheiten des langwierigen persischen
Krieges und seinen Schluß der Uebersicht willen zusammengestellt. Laßt
uns nun den Blick auf die einheimischen Angelegenheiten Griechen-
lands in dieser wichtigen Periode werfen.
Nach der Vertreibung der Perser war Athen wieder schnell und
schöner, als zuvor, aus der Asche emporgestiegen. Seine Bürger,
voll Kraft und Selbstgefühl, strebten jezt nach höheren Dingen. The-
mistokles hatte den Phalera entdeckt, hergestellt und befestigt; drei
Hafen nahmen jezt die athenischen Schiffe auf, deren Zahl durch seine
Veranstaltung alljährlich vermehrt wurde. Auf die Seemacht seiner Va-
terstadt hatte er den Plan der Vertheidigung gegen die Perser und der
Herrschaft über Griechenland gegründet. Nach seinem Rathe wurde
jezt eine hohe und starke Mauer aufgeführt um die Stadt und die Häfen,
damit alles zusammen eine Festung bilde gegen auswärtige und ein-
heimische Feinde. Die Spartaner, unruhig über das Gedeihen und Em-
porstreben ihrer Nebenbuhlerin, wollten den Bau der Mauern — un-
ter scheinbaren Vorwänden des griechischen Nationalinteresses — hin-
dern; Themistoktcs hielt sie durch schlaue Verstellung hin, bis die
Mauern hoch genug zur Vertheidigung waren, und wies dann ihrezu-
muthung mit Hohn zurück.
Bis dahin waren die Spartaner das anführende Volk in Grie-
chenland gewesen. Selbst Athen hatte ihren Vorrang erkannt. Jezt
ging die „Hegemonie" allmälig auf das leztere über. Die Zög-
linge Lyknrg's hatten von jeher durch ihren soldatischen Tr oz beleidigt;
man vergab ihnen, so lang ihre Sitten Achtung geboten. Als aber
Pausanias, der Sieger von Ptatäa und Eroberer von Byzanz,
anfing, sich das Ansehen eines Herrschers zu geben, und durch seine,
eines Satrapen würdige, Pracht den republikanischen Anstand höhnte;
als dagegen die Bescheidenheit des Atheners Aristides und die Leut-
seligkeit Eimon's (des edlen Sohnes von Miltiades) im schneidend-
sten Kontraste erschien: als endlich gar Pausanias — wiewohl zu sei-