1. Bd. 2
- S. 50
1838 -
Freiburg im Breisgau
: Herder
- Autor: Rotteck, Karl von
- Auflagennummer (WdK): 13
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
So Zweites Kap. Geschichte der Griechen.
ist ihre Urgeschichte äußerst fabelhaft und nur so viel bekannt, daß sie sehr
frühe bevölkert worden. Die Einwanderungen der kteinasiatischen, phöni-
cischen und vorzüglich der griechischen Kolonien ist in späteren, historischen
Zeiten geschehen. Wir haben schon im ersten Zeiträume (B. I. S. 169.)
dieser griechischen Kolonien erwähnt. Sie lagen meist in der Osthälste
der Insel. Auf der westlichen Hälfte siedelten sich die Karthager an,
und drängten jene. Heftige Erschütterungen entstunden aus ihrem Be,
mühen, sich die ganze Insel zu unterwerfen. Wohl wären sie über die
vereinzelten Städte Sieger geworden, hätte nicht das mächtige Syra-
kus ihren Fortgang gehemmt.
Diese berühmte korinthische Kolonie — eigentlich aus drei Städ-
ten, Nasos, Achradina und Tyche (wozu später noch die neue Stadt
und Epipvlis kamen) bestehend — war frühe durch Handel groß und
durch Künste verherrlicht worden. Die Grundlage ihrer Verfassung
war aristokratisch; aber cs erhoben sich oftmals Tyrannen, große
Fürsten zum Theil, denen sie vorziiglich die Erhöhung ihrer Macht
verdankte. Gelon, Fürst von Geta und nachmals Herrscher von
Syrakus, eröffnet ihre Reihe (3503. 480 v. Ehr.). Gegen ihn schloß
Serres einen Bund mit Karthago, auf daß Jener gehindert würde,
den Griechen Beistand zu leisten (*). Wir haben schon oben (S. 36)
des großen Sieges erwähnt, den Gelon bei Himera erfochten. Von
300,000 Karthagern soll nicht Einer entkommen scyn, wie die Grie-
chen prahlen. Glänzender, als dieser Sieg, aber fast noch unglaub-
licher, 'ist die gepriesene Großmnth des Ueberwindcrs, der seinen zer-
schmetterten Feinden keine weitere Bedingung des Friedens aufgelegt
habe, als das Versprechen, hinfort mit keinen Menschenopfern mehr
die Altäre zu beflecken. Doch wäre von einem Fürsten, der nicht als
edel erkannt gewesen, ein solches auch nicht erdichtet worden.
Seine Brüder, Hiero (3511. 472 v. Ehr.), ein Freund der Wis-
senschaften — Sim onides, Pindar u. a. große Geister zierten sei-
nen Hof— und hierauf Thrasybu lus (3527. 456 v. Ehr.) folgten
ihm. Der lezte wurde verjagt wegen Grausamkeit, wie seine siegenden
Feinde sagten. Syrakus nahm jezt eine demokratische Form an,
und strebte, nengestärkt durch die Freiheit, noch freudiger auf. Viele
Kolonien gingen von ihm aus, mehrere Städte, selbst das reiche Agri-
gent, wurden bezwungen, und Sicilien schien so viel von Syrakus,
als von Karthago um seine Unabhängigkeit fürchten zu müssen.
(*) Dieselben hatten ihn auch wirklich um Hilfe gebeten, aber die Unter-
handlung scheiterte, da man über das Kommando nicht einig wurde.