1. Bd. 2
- S. 102
1838 -
Freiburg im Breisgau
: Herder
- Autor: Rotteck, Karl von
- Auflagennummer (WdK): 13
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
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Drittes Kap. Makedonische Geschichte.
Die Nachfolger dieses tapferen Fürsten nannten stch K önige; auch
wurde bei der schnell steigenden Bevölkerung des durch glückliche Kriege
fortwährend erweiterten Landes die Macht so groß, als zu Davids und
S a l o m o's Zeit, der Reichthnm der Hauptstadt noch größer. Aber innere
und äußere Verhältnisse bedrohten das Reich mit schwer vermeidlichem
Verderben. Der Kampf der Pharisäer und Sadduzäer, zweier un-
versöhnlicher, anfangs blos religiöser, darauf auch politischer
Parteien, erfüllte den Staat mit beständiger Zerrüttung, und Roms
schwellende Größe ließ bald keine Hoffnung der Selbstständigkeit mehr.
Zwietracht im königlichen Hanse beschleunigte den Ruin. Der Streit
zweier Brüder, Hy r kan und Aristobulus, um die Krone veranlaßte
die gefährliche Einmischung der Römer und die Erhebung des Jdu-
mäers Antipater. Dieser eben so staatskluge als tapfere Minister
Hy rkans bewog P o mp e jus, gegen Aristo bulu s zu entscheiden (*),
erwarb stch auch Cäsar's Freundschaft, hierauf jene von dcffen Mör-
dern, und herschte in Hyrkan's Namen bis an seinen Tod. Nach ihm
erbte Herodes, sein Sohn, die Macht. Zwar hatten die Parther,
welche damals alles Land bis an's Mittelmeer schreckten, Aristobulus
Sohn, Antigonus, auf eine blutige Weise zum Herrn von Judäa
gesezt; aber die Römer, denen ein parthischer Vasall nicht angenehm
seyn konnte, unterstüzten Herodes, welcher Antigonus besiegte, und
über den Trümmern des asmonäischen Hauses seine, des Jdumäer's,
Herrschaft erhob (3947. 36 v. Ehr.). Jedoch nur durch der Römer
Gnade war er König, und sonach in Judäa nur noch der Name eines
Staates übrig.
in. Aegypten.
§. 27. Die ersten Ptolemäer (**).
Was uns im vorigen Zeitraum zur Geschichte Aegyptens hinzog,
die Eigentümlichkeit seines Volkscharakters und die besondere Gestalt
seiner Verfassung, Religion und Sitte, hat nun größtentheils aufge-
hört. Zwar unter der persischen Herrschaft sahen wir noch in wieder-
holten Empörungen den Kampf der Nationalität gegen auswärtige, auf-
gedrungene Einrichtung: aberalerander hatte in der Gründnng einer
(*) Zwar hatte Aristobulus durch große Geldsummen die Feldherren
Sc au rus, Gabinius und selbst Pompes u s bestochen. Dennoch war Hyr-
kan angenehmer, weil er als „ein einfältiger Mann" unschädlich schien. Pom-
pejus eroberte Jerusalem mit Gewalt —wo er jedoch die Heiligkeit des Tem-
pels ehrte —, legte den Juden Tribut auf, und verwandelte den Königstitel
in jenen eines Ethna rctien.
(**} Ch. Gl. Heyne, progr. de genio scculi Ptolemaeorum, Gott. 1763.
(Hub. Pasc. Ameilhon's Gesch. der Handl. und Schifffahrt der Aegypler
unter den Ptolemäern, a. d. Franz. Prag 1769'