1. Bd. 2
- S. 138
1838 -
Freiburg im Breisgau
: Herder
- Autor: Rotteck, Karl von
- Auflagennummer (WdK): 13
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
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Viertes Kap. Römische Geschichte.
theils in Verbindung mit den Etruskern u. A. gegen Rom erhob, sind
oben bemerkt worden. Von Zeit zu Zeit störten auch innere Fehden
der gallischen Völker und frische Einwanderungen von jenseits der Al-
pen die Ruhe. Durch die Anlage von Sena Gallica (Sinigaglia)
suchten die Römer ihre Grenzen zu decken; später (3754) vertheil-
ten sie ans des Tribuns Fla min ins Vorschlag die den Scnnonen ent-
rissenen Ländereien unter ihre Bürger. Hievon nahmen die I n s u b r e s
— im Mailändischen — und die B ojer— um Parma — Anlaß, mit
Rom zu brechen. Diegaesaten von der Rhone verbanden sich mit
ihnen. Rom, wie in den größten Gefahren, suchte durch Menschen-
opfer die Götter sich günstig zu machen, und zog alle Streitkräfte zu-
sammen. Die 770,000 Mann des Polybins mögen überhaupt von der
waffenfähigen Mannschaft Italiens, nicht aber von der mobilen Armee
verstanden werden. Sechs Jahre währte der Krieg, unter beständigem
Verluste der Gallier. Nach Eroberung von Ligurien drangen die
Römer in das eigentliche Gallia cis- und transpadana ein, eroberten
Mailand (Marcellus, ihr Feldherr, erkämpfte in der Schlacht
gegen Vi rido mar sich spolia opima), machten das ganze Po-Gebiet
zur römischen Provinz (gallia cisalpina oder togata), und legten zu
deren Behauptung zwei Kolonien, Ere mona und Pl a centi a, an.
Auch Istrien wurde unterworfen und die Alpenkette zur Grenze gemacht.
Diese Kriege, so wie der panische, hatten viele Menschen geko-
stet. Beim zweiten Bruche mit Karthago (3764. 219 v. Ehr.) wur-
den fast um ein Drittheil weniger waffenfähige Bürger, als beim
ersten, gezählt.
tz. 25. Hannibal. Zweiter panischer Krieg.
Der zweite Krieg zwischen Rom und Karthago ist durch die Cha-
raktere, die in demselben auftraten, durch die romantischen Scenen
und imposanten Katastrophen, die er mit sich führte, endlich durch die
ungeheueren Folgen, die er nach sich zog, wohl der interessanteste in
der alten Geschichte. Als Haupfigur tritt in demselben Hannibal
hervor. Sollen wir seinen Charakter schildern? — Die Erzählung sei-
ner Thatcn mag dafür gelten. "Das römische Volk", sagt der genia-
lische Verfasser des Ardi ugello, "das seine Bildsäulen in die
Straßen stellte, wo sic am furchtbarsten gesehen wurden, und sich her-
nach noch an den Mauersteinen von Karthago ereiferte, gab dadurch
den wahrsten Maßstab von der Größe des Mannes." —
Im zweiten Jahre seiner Gewalt, nach wichtigen Siegen über die
Spanier und vortrefflicher Bildung des Heeres, griff Hannibal das
den Römern verbündete Sagnnt an (3765. 218 v. Ehr.), under-