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1. Bd. 2 - S. 148

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
148 Viertes Kap. Römische Geschichte. Anfänge des Staates bis auf Angustus Zeit dieselben Grundmarimen der Politik in Zweck und Mitteln herrschend; nur daß sie in späteren Zeiten, als ans größere Gegenstände angewendet und in einer weiteren Sphäre wirksam, auffallender und wichtiger werden. Des Grundsazes, „ niemals Frieden zu schließen, als wenn man ge- sieget", ist schon oben (§. 4.) erwähnt. Der zweite, "aus jedem Kriege die Mittel zu weiteren Kriegen zu-ziehen", wurde auf verschiedene Weise, anfangs durch Einverleibung der Besiegten, darauf durch Allianz mit denselben, endlich durch völlige Unterwerfung der Völker in Ausübung gesezt. Das System der Einverleibung (jenes der Kotonieen hatte ähnliche Wirkung) wurde in der Anwendung aus engherzigen Gründen des Stolzes und des Egoismus nach Mög- lichkeit beschränkt. Desto größeren Umfang hatte das System der Allianzen. Nicht nur die socii latini und italici nominis, welche, wie wir oben sahen (§. 13.), durch ewige und engere Bande mit Rom ver- knüpft, ihr Blut fortwährend für dessen Herrschaft vergossen; auch auswärtige Völker und Mächte, aber nach verschiedenen Verhält- nissen, wurden in dieses System, bald mit ihrem freien Willen, bald durch Zwang, gebracht. Selten wurde ein Friede geschlossen, wo nicht der Besiegte zugleich zum Bunde mit Rom sich zu bequemen hatte. Sogar, wenn er für eigenes Interesse nicht mehr kriegen durfte, mußte cr's doch zum Dienste des Siegers thun. Eben so zahlreich und wichtig waren die freiwilligen Alliirten, welche man durch man- cherlei Mittel zu gewinnen wußte, und von denen die Meisten selbst das römische Bündniß suchten. Denn sie erhielten dadurch eine mächtige Hilfe zur Vertheidigung und zum Angriffe gegen ihre näheren Feinde, wogegen sie freilich auch die römischen Interessen zu verfechten hatten. In solche Allianz wurden vorzugsweise die schwächeren Staaten ausgenommen, die etwa von stärkeren bedrängt waren, und über der näheren Gefahr der entfernteren vergaßen. Hatte man mit ihrer Hilfe die mächtigeren gestürzt; so vergrößerte man jene durch das, was man diesen geraubt, wodurch sie noch tüchtigere Werkzeuge zur Be- ängstigung, zur Bekricgung und zur Erniedrigung der Starken wurden. Auch ließ man ihnen das Geschenkte so lange, als man ihrer bedurfte, oder sie schonen zu müssen glaubte. Zur gelegenen Zeit fanden sich Vor- wände genug, die prekären Verleihungen zurückzunehmen, und die Alliir- ten Selbst zu verschlingen. Ucberhaupt war jede Allianz mit Rom die Grundlage einer Abhängigkeit, von der man sich nimmer befreite. Alle Bundesgenossen (außer Italien) hörten damit auf, in Güte oder mit Gewalt, — Unterworfene zu werden.
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