1. Bd. 2
- S. 159
1838 -
Freiburg im Breisgau
: Herder
- Autor: Rotteck, Karl von
- Auflagennummer (WdK): 13
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
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Viertes Kap. Römische Geschichte.
Anhänger ausgenommen — blos die natürliche Freundschaft der Ge-
nossen desselben Druckes und derselben Hoffnung. Dagegen
waren die Feinde und Verräther ihres Vaterlandes durch das Palla-
dium des römischen Namens geschüzt, und gelangten, unter dem allge-
meinen Hasse, zu Reichthum und Macht. Ihre Aufheznng, so wahr
ist es, daß keine Abscheulichkeit zu groß für böse Bürger ist, bewog
gleich nach dem Falle des Perseus die Römer zu der empörenden Ge-
waltthat, ans einmal tausend der edelsten Achäer, deren Gesinnungen
verdächtig, deren Einfluß gefährlich schien, ans dem Schooße ihrer
Familien und Gemeinden zu rcißeu, und nach Italien — als zur Verant-
wortung für ihre Anhänglichkeit an Macedonien — zu schleppen. Sie-
benzehn Jahre schmachteten diese Opfer der schamlosesten Tyrannei in
den Kerkern Italiens. Die Meisten starben; bis endlich Cato im Senat
seine Stimme erhob: "Wie lange werden wir uns noch berathschlagen,
ob einige achäische Greise in Italien, oder in Griechenland sollen begra-
den werden?" — worauf man die traurige Schaar — dreihundert an
der Zahl — nach Haus entließ.
Zum Lohne seines Bubenstücks wurde Katlikrates — Er hatte die
Liste jener Patrioten verfertigt — Bundeshaupt der Achäer. Der Abscheu
des Volkes lag auf ihm, aber Furcht vor Rom erhielt die Ruhe.
Endlich, beim kläglichen Anblicke der aus der Gefangenschaft zurück-
kehrenden Mitbürger, und durch neue Reizungen augefacht, entbrannte
die Flamme des Hasses. Das elende Sparta, in allen Epochen das
Verderben Griechenlands, gab den nächsten Anlaß dazu. Abermals
vermaß cs sich, vom Bunde der Achäer abzufallen, und beriefflch, beim
Streite darüber, auf die Vermittlung Roms. Dieses — jeder Trennung
Freund — forderte auf der Tagsazung zu Korinth, daß auch die übri-
gen Städte außerhalb Achaja vom Bunde sollten geschieden werden. Die
Indignation des Volkes äußerte sich durch Beschimpfung der Gesand-
ten. Der Krieg ward unvermeidlich, wiewohl Rom jezt zögerte,
und den Frieden zu suchen schien, indem es so eben in Afrika zur
Vertilgung Karthagos, und in Macedonien zur Stillung eines Auf-
ruhrs kämpfte. Denn die Macedonier, unvermögend die Last der auf-
gedrungenen Freiheit zu tragen, hatten den Andriskus, der sich
für Perseus Sohn ausgab, mit Freuden als König erkannt (3835.
148 v. Ehr.). Der Krieg schien so wichtig, daß O.. Metellus,
der ihn siegreich endete, mit einem Triumphe und dem Ehrennamen
Macedonicus belohnt ward. Derselbe schlug die Achäer (und
ihre Alliirten, die Böotier, Chalcidenser n. A.), welche indessen
mit mehr Muth, als Klugheit den Kampf begonnen. Ihr Feldherr
Kritolauö tödtete sich selbst. Aber Diäus, sein Nachfolger —