1. Bd. 2
- S. 160
1838 -
Freiburg im Breisgau
: Herder
- Autor: Rotteck, Karl von
- Auflagennummer (WdK): 13
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
160 Viertes Kap. R ömische Geschichte.
einer der heimgekehrten Gefangenen —'sezte den Widerstand aks
Verzweifelnder fort. Er bewaffnete die Sklaven, die Greise, und ver-
meinte mit einer Handvoll Tapferer dem Strome des Geschickes Ein-
halt zu thun. Aber vergebens stritt er auf der korinthischen Landenge,
der alten Griechen würdig. Dem Stärkeren verleihen die Götter den
Sieg. Di ans, unter den Trümmern des fallenden Vaterlandes,
gab sich und den Seinigen den Tod. Mummius, Metellns Nach-
folger, rückte vor Korinth. Diese ehrwürdige, fast tausendjährige
Stadt, eine der Hauptzierden Griechenlands und die reichste an Kunst-
werken, wurde erobert und verbrannt (3838. 145 v. Ehr.). Alle
waffenfähigen Einwohner wurden erschlagen, die anderen als Skla-
ven verkauft, die Kunstwerke meist zerstört, was übrig blieb, nach Rom
geschleppt. Auch Chaléis auf Euböa, auch Theben u. a. Städte
wurden verbrannt. Solche Mißhandlung erfuhr ein Volk, welches die
Freiheit in Europa gepflanzt, so vielen Königen getrozet, die Huldi-
gung vieler anderen empfangen und die Erde mit seinem Ruhme erfüllt
hatte, durch die Hand eines gleichfalls freien und ruhmbegierigen
Volkes!! —
Im dritten Jahre der 158ften Olympiade, im 608ten der Erbau-
ung Roms und 145stcn v. Christus nahm die Unabhängigkeit Grie-
chenlands dieses traurige Ende. Es wurde eine römische Provinz unter
dem Namen Ach aja.
§. 38. Dritter panischer Krieg.
In demselben Jahre, wie Korinth, fiel auch Karthago, ans noch
schrecklichere Weise. So hart der zweite Friede mit Rom gewesen;
so erholte doch der Staat stch schnell durch die Industrie der Bürger
und Ha nnibal's weise Verwaltung (s. oben §. 29.). Dieser große
Mann wagte bereits, neue Hoffnungen für sein Vaterland und für die
Welt zu schöpfen. Aber der wachsame Haß der Römer und die Stärke
der ihnen oder dem Frieden ergebcneu Partei zwang ihn zur Flucht. Das
Mißtrauen Roms hörte hiedurch nicht auf. Karthago sollte durchaus
nicht mehr erstarken. Daher sah man gerne, daß Masini ssa immer
weiter griff, und die Entwaffnete schonungslos beraubte. Vergebens
forderte Karthago, da ihm Krieg zu führen nicht erlaubt war, die
Gerechtigkeit Roms zur Vermittlung auf. Der Richter war sein Feind;
und als endlich Cato dahin als Gesandter ging, so vermehrte sein
übermüthiges Betragen die Erbitterung. Cato kam als erklärter
Feind Karthago's nach Rom zurück, und durch unaufhörliche Auf-
hezung des Senats beschleunigte er das Verderben der unglücklichen
Stadt.