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1. Bd. 2 - S. 162

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
162 Viertes Kap. Römische Geschichte. Gegen die sieggewohnten Legionen hielt sich die hilflose Stadt bis in's dritte Jahr. Mehrere consularische Heere wurden geschlagen, cs schien die Kraft der Belagerten täglich zu wachsen; fast zagten die Römer. Da ernannten sie den jungen Scipio Aemilianus (Paul Aemil's Sohn, aber durch Adoption des afrikanischen Seipio Enkel) zum Consul, einen der vortrefflichsten Römer, seinen Ahnen an Tugend und Tapferkeit gleich, über ihnen an Wissenschaft und feiner Sitte, einen menschenfreundlichen Helden, und der früher gegen Cato laut zu Gunsten der Karthager gesprochen. Aber jezt hielt er für Pflicht, zu vollziehen, was der Senat und das Volk beschlossen, und er that cs, seines Namens würdig. Die Legionen erhielten neuen Muth durch seinen Anblick, Kriegszncht durch seine Strenge, durch seinen Genius den Sieg. Die Kartbager thaten mehr, als glaublich ist. Der Ha- fen war durch einen Damm gesperrt; wunderbar schnell wurde eine neue Mündung gegraben und der Feind durch eine neue Flotte geschreckt. Zwei Mauern waren gefallen, die dritte hielt. Das Heer vor der Stadt wurde geschlagen, alle Zufuhr gehemmt, man trozte dem Hun- ger, wie den Schrecken des Krieges. Endlich drang Scipio bei Nacht in den leztcn Hafen; der untere Theit der Stadt wurde genom- men, die obere Stadt und das Schloß (B yrsa) ergaben sich nicht. Da stürmte Scipio sechs Tage und sechs Nächte lang; in allen Straßen, Plazen, Häusern floß Blut. Unermüdet, furchtbar stritten die aus- gehungerten Bürger gegen immer frische Truppen, bis die leztcn Kräfte schwanden. Am siebenten Tage baten einige Abgeordnete um Gnade. Gerne hätte Scipio sie allen ertheitt. Aber nur 50,000 Menschen ans einer Stadt, welche siebenmal hunderttausend zählte, nahmen sie an, und zogen in jammervoller Gestalt nach Scipio's Lager. Die klebrigen, in wilder Verzweiflung, stritten fort, zündeten die Stadt an, und tödtetcn sich selbst in ihren Häusern, Tempeln, über den Gräbern der Väter. Schauderhaft groß war die That eines Wei- des, H a s dru ba l' s Gattin. Ihr Gatte nahm Gnade an. Sie strafte ihn durch Wort und Blick, und, ihre Kinder umarmend, stürzte sie mit ihnen sich von der Burg herab in die Flamme. Siebenzehn Tage brannte die herrliche, übergroße, unglückliche Stadt; die Römer, auf Befehl des Senats, vollendeten den Ruin. Aber mit erschüttertem Ge- müthe sah Scipio sie in Asche sinken. Vergangenheit und Zukunft standen vor ihm, und es gingen aus seinem Munde Homerys den- tungsvolle Worte: „Kommen wird noch ein Tag, da die heilige Troja wird fallen, Priamos fallen und Priamos Volk, des Lanzenberühmten So verschwand von der Erde, nachdem cs hundert und zwanzig Jahre mit Rom gewaltig gestritten, das weitherrschende, dem Handel
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