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1. Bd. 2 - S. 179

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
179 Viertes Kap. Römische Gescbichte. ihrer meisten Schrecken, wie mir zu bald der Kampf zwischen Ma- rius und Sulla bewies. L. Cornelius Sulla ist eine der imponirendsten Gestalten in der ganzen Geschichte. Solche Charaktere konnte freilich nur ein Rom, die Pflegemutter jeder Kraft im Guten, wie im Bösen, ge- den. Aus einem vornehmen, aber durch Unfälle gesunkenen, Hanse stammend, hatte Sulla durch Erziehung und Verhältnisse aristo- kratische Gesinnungen erhalten. Hierin und in seiner Liebe für Wissenschaft und feinere Sitte lag schon der natürlichste Grund des Hasses gegen den rohen Marius, das Haupt der demokrati- schen Partei, doch solch' edler Rolle nach persönlichem Cha- rakter unwerth, weit mehr nur Mann des Pöbels, nach Grundsäzen und Verbindungen, Herkunft und Sitte, und Feind alles Dessen, was nicht Soldat oder Pöbel war. Aber der Haß, welchen dieser Geg ensaz der Charaktere gegründet, entglühte noch heftiger durch Jenes, was beiden gemein war— den unersättlichen Ehrgeiz und die wüthcnde Herrschsucht, und wurde verderblich für Rom durch Beider hohe Kraft, Starrsinn und Grausamkeit. Im jugurthinischen Kriege und in jenem der Cimbrer hatte Marius Ruhm den seines jüngeren Nebenbuhlers weit überstrahlt; doch war die Unterhandlung mit Bocchns (s. §. 44.) und der wichtige Antheil, den Sulla am veronesischen Siege gehabt, schon Stoff des Neides. In den nach- folgenden Unruhen der Stadt erhöhte Sulla den Haß als kraftvoller Vertheidiger der Aristokraten, und bei dem Bundesgenossen-Kriege schien sein Talent und Glück den alternden Marius zu verdunkeln. In ihm glaubte Rom den besten Feldherrn für den mithridatischen Krieg zu finden, und ernannte ihn dazu, da er gerade als Consut mit dem Heere vor Nola lag (3896. 87 v. Ehr.). Darüber empfand Marius, welchen beim cimbrischen Triumphe das Volk vergöttert und den "dritten Gründer Roms" gehei- ßen, tödtlichen Verdruß. Im 70sten Jahre des Alters, und nach so vielen Siegen, war er des soldatischen Ruhmes nicht satt. Ihn gelüstete nach den politischen Lorbeeren, und so groß war sein An- hang im Volke, daß, auf des Tribuns Snlpicins (*) Vorschlag, dasselbe den Senatsbeschluß, der Sulla zum Feldherrn gemacht, tumultuarisch vernichtete, und die Anführung an Marius gab. Als Sulla dieses vernahm, führte er sein Heer feindlich nach (') Diesen Sulpicius nennt Müller einen „sonst vortrefflichen Mann"; — Andere erklärten ihn für einen Bösewicht. So schwer ist es, den moralischen Werth der Revolutionsmänner oder den wahren Beweggrund ihrer Handlungen zu beurtheilen! — 12*
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