1. Bd. 2
- S. 204
1838 -
Freiburg im Breisgau
: Herder
- Autor: Rotteck, Karl von
- Auflagennummer (WdK): 13
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
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Viertes Kap. Römische Geschichte.
laßte, wurde Ctodius für Rom noch schädlicher im Tode, als er im
Leben gewesen.
§. 60. Zweiter Bürg erkrieg.
Denn es beförderte dieses Ergebniß mittelbar den Bruch zwi-
schen Cäsar und Po mp ejus, welcher freilich, nach der Lage
der Sachen, fast unvermeidlich war.
Die Erneuerung des Bundes der drei Männer ( 3928. 55 v. Ehr.),
welche zu Lucca in Cäsar's Winterquartieren geschah, hatte keine
gute Früchte getragen. Pompejus und Crassus waren zwar
Cousuln geworden (auf gewaltthätige Weise, denn man scheute
sich nicht, ihren Mitbewerber Domitius Ahenobarbus und sei-
nen Beschüzer Cato mit Waffengewalt vom Forum zu verjagen),
und hatten die verlangten Provinzen, jener Spanien auf fünf Jahre
— und zwar mit der Erlanbniß in Rom zu bleiben und die Provinz
durch Legaten zu verwalten—, dieser aber Syrien erhalten: allein
gleich nachher hörte mit dem Tode des Crassus das Gleichgewicht
unter den Verbündeten auf. Dieser unersättliche Mann hatte mehr
ans Geld-, als ans Ehrgeiz einen muthwilligen Krieg gegen die
P arthc r — unter den Verwünschungen der Priester und der Tribu-
nen — begonnen. Nach anfangs gutem Erfolge wurde er in den
Steppen Mesopotamiens umzingelt, sah die hoffnungslose Lage
seines Heeres, den Tod des geliebten Sohnes, und starb mit Helden-
mutheb 3931. 52 v. Chr.). Cassius, mit den Trümmern des Heeres,
erreichte Antiochien; ohne seinen Arm war Syrien verloren.
Schon früher hatte der Tod der edlen Julia das wichtigste Band
zwischen Cäsar und Po mp ejus zerrissen. Doch wäre wohl auch die
Gatten - und Vatcrliebe unkräftig gegen die Herrschsucht gewesen. All-
mätig sonderten sich ans dem Gewirre der Faktionen, unter unaufhör-
lichen Intriguen und Tumulten, die beiden Hauptparteien der Op ti-
ma ten und Demokraten, jene unter Pomp ejus, diese unter
Cäsar's Ansehen vereinigt. Cäsar war stark durch seinen persönli-
chen Anhang, welchen ihm Liebe, Bestechung oder Verführung gewon-
nen. — Mit Pompejus hielten cs außer seinen persönlichen Freun-
den und den Aristokraten, so wie der Bruch entschieden war, auch die
wahrhaft guten Bürger, welche die Freiheit und die Verfassung liebten.
Denn er blieb die einzige Schuzwehr gegen Cäsar's Herrscherplan, und
von Ihm war —wenn er auch die erste Stelle behauptete — doch min-
der die Einreissung der Formen zu befürchten. Nur die Gefahr, durch
Cäsar gestürzt zu werden, trieb ihn zu entscheidenderen Schritten, und
cs scheint, daß von dem Augenblicke, da er diese Gefahr sich deutlich
dachte, ein leises Vorgefühl seines Schicksals die Entschlossenheit seiner