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1. Bd. 2 - S. 228

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
223 Erstes Kap. Bürgerlicher Zustand. tur konnte nicht anders, als einseitig werden, einzig bestimmt durch den Ton der herrschenden Stadt, welchem Latium, Italien und endlich eine Wett besiegter Länder gehorchten. 2) Rom war eine Stadt des Krieges. Auf diesen war die Größe, ja baö Daseyn derselben gebaut; alle Gcseze, alle Staats- eim ichtungen, auch die Sitten und Gebräuche gingen auf militäri- sche Größe, der Gipfel des Ruhms war der Triumph. Die Künste des Friedens mögen aber nicht gedeihen unter dem Geräusche der Waf- fen, und es flieht ans Feldlagern die schönere Gesittung. 3) Auch schien dieselbe den Häuptern des Staates kaum der Pflege werth, sogar gefährlich. Wie sehr hat nicht der ältere Cato noch gegen griechische Künste geeifert!— Also nichts von Anstalten zur Beförderung der Kultur, von Benüzung und Erhöhung eines thätigen Wetteifers, von öffentlichen Spielen im Sinne der griechischen Spiele (s. unten Kap. Iii.): Tapferkeit, politische Tugend und Römerstolz — weiter brauchte man nichts. 4) Selbst die Religion der Römer (Kap.ii.) diente einzig und allein dem Staate. Man mag allerdings im Gegensaze der griechi- schen poetischen Religion, jene der Römer eine kalt prosaische nennen. Nicht Dichter, nicht einmal Priester, Staatsmänner hatten sie entworfen, sie in Glanbenssäzen und Gebräuchen systema- tisch geordnet, und durchaus zur politischen Maschine gemacht. Daher ließ sie das Herz kalt, gab der Imagination keine Flügel und keine Begeisterung der Kunst. 5) Weiter geschah in Rom durch die Macht der Umstände derueber- gang von der Rohheit zur Verfeinerung allzuschnell, und zwar gerade in der Zeit, als durch den reissenden Lauf der Eroberungen ungeheuere Schäze und mit ihnen alle Leidenschaften und Laster in die vom Glücke berauschte Stadt zogen. An die Stelle der alten Simpli- cität kam jezt urplözlich, nicht etwa der feinere attische Lebensgenuß, sondern asiatische Schwelgerei; nicht das Edle, Erhebende der Kunst, sondern das Lururiöse derselben wurde gesucht; es trat die Civilisation im Geleite der Corruption, ja der tiefsten Verworfen- heit ein. Auch die Griechen waren in Verderbniß gesunken; aber erst, nachdem sie eine schöne Kulturperiode verlebt hatten; und es blieben die Spuren und Wirkungen derselben noch in den spätesten Zeiten zurück. 6) Endlich verloren die Römer bald nach Einführung der Kultur ihre Freiheit, nachdem sie zuvor Schrecknisse der wüthendsten Bür- gerkriege erfahren. Wie hätten in solchem Lande die Musen und Gra-
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