Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Bd. 2 - S. 262

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
262 Erstes Kap. Bürgerlicher Zustand. siasmus für die hie und da erscheinenden einzelnen Schönheiten. Wie ließe sich von Griechen etwas Anderes gedenken? —Die Gesezgeber fühlten ihre Ohnmacht gegen den Hang der Natur, und duldeten meist den Verkehr mit Hetären, welcher in späteren Zeiten fast allgemein ward. Der freiere Umgang mit Männern, und zwar mit den aus- gezeichnetsten Männern, gab den Hetären (cs waren meist Skla- vinnen oder Fremde; Bürgerinnen, wenn sie dieses Gcwerb ergriffen, verloren das Bürgerrecht) einen hohen Grad von Bildung; ihr geist- voller, gefälliger Umgang mochte selbst den Ernst des Philosophen anfheitern, und an vielen wurde selbst die Schönheit der Seele (so weit sie verträglich ist mit solchem Stande) nicht minder gerühmt, als jene des Körpers. Auch wurde den berühmtesten ans ihnen — zwar keine bürgerliche Achtung, aber — eine der Vergötterung sich nähernde, leidenschaftliche Huldigung im Leben und im Tode gezollt. Die Namen einer Lais, einer Phryne wurden über ganz Griechen- land mit Entzücken genannt;' Dichter und Künstler verewigten sie. Kein prächtigeres Monnment gab cs in Hellas, als jenes, welches unfern Athen Harpalns seiner geliebten Pythionice errichtete; Lamia beherrschte, selbst noch alternd, den stolzen Demetrius, den Städtebezwinger; und früher war Aspasia Genossin von Pe- rikles Macht und Ruhm. Die Zahl der Hetären war sehr groß. 2n Korinth zählte man tausend Priesterinnen der Venus. Allmätig nahmen auch freie Mädchen und Matronen die Sitten der Hetären an, aber nicht ihre Liebenswürdigkeit. Einen grellen Kontrast mit den leidenschaftlichen Verehrern der Schönheit bildeten die Weiberfeinde (Misogyne), deren es in Grie- chenland in ansehnlicher Menge und znm Theit unter den ausgezeich- netsten Männern gab. Euripides war Misogyn. Melancholisches Temperament, Bizarrerie oder unglückliche Liebe waren die Quellen dieser Krankheit. Die väterliche Gewalt bei den Griechen, wie bei den meisten alten Völkern, war groß. Das neugeborene Kind, wenn es gebrech- lich schien, oder der Vater sich zu dürftig für dessen Erziehung hielt, mochte dieser zum Tode oder zur Aussezung verdammen. Wer cs im lezten Falle anfnahm, behielt cs als Sklave. Die Spartaner tödteten regelmäßig die schwächlichen Kinder; in Theben und weni- gen anderen Städten hielt das Gesez diese Barbarei hintan. Allent- halben in Griechenland wurde über die Erziehung sorgfältig ge- wacht. Der Grnndsaz war herrschend, daß der Heranwachsende für den Staat müsse erzogen werden. Daher stand entweder, wie in A then, hie häusliche Erziehung unter Aufsicht und Leitung der Magistrate,
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer