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1. Bd. 2 - S. 267

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
267 Geseze und Sitten. wirthschaft. Italien wurde mit Kunstgärten erfüllt, Brot mußte man aus Sicilien, aus Afrika holen. Dennoch erlosch der Geschmack am Landleben nicht. Die siegenden Feldherren brachten Gemüse und Obsiarten aus dem Oriente nach Italien. Ans ihren schönen Villen vergaßen viele die Händel des Forums. Ordnung, Mäßigkeit, Sparsamkeit sind die Tugenden des Land- manns; Weichlichkeit und Ausschweifung kennt er nicht. Also die Römer fast sccbshnndert Jahre lang. Cato noch verlangte von einem rechtlichen Manne, daß er das väterliche Erbgut unvermindert den Kindern hinterlasse; die edelsten Senatoren strebten nach dem Ruhme guter Wirthe und Hausväter. Die eheliche Treue wurde lange heilig gehalten. Unverhcirathe- ten Männern gestattete man Concubinen. Auch kommen Spuren von Ausleihung der Weiber vor (Plutarch: Cato). Es war verboten, eine Fremde, eine Sklavin, eine nahe Blutsverwandtin zu heirathen, längere Zeit auch die Verschwägerung patrizischer mit plebejischen Ge- schlechtern. Ehescheidung aus wichtigen Gründen war dem Mann er- laubt; aber lange trat kein Fall davon ein. Leichter, als in Grie- chenland wurde dem Mann die Enthaltsamkeit; cs gab wohl Dir- nen in Rom, aber keine Hetären. Dagegen erhoben sich hier die Ma- tronen, als welche minder abgesondert von männlichem Umgänge lebten, über die Griechinnen an Kenntniß und Seelenadel. Große Frauen haben in jedem Zeitalter in Rom geglänzt. Doch kommen schon frühe auch Giftmischereien und schändliche Bacchanalien vor. Später aber kannte die Ausschweifung keine Grenze. Weiberintrignen und verbrecherische Leidenschaften waren ein wichtiges Triebwerk der inneren Stürme, und viele Häupter des Staats die ausgezeichnetsten Verführer. Die väterliche Gewalt war fast unbeschränkt. Die Römer glaub- ten, daß häusliche Unterwürfigkeit die beste Vorbereitung zum bürger- lichen Gehorsame sey. Aber sie gingen zu weit. Nicht nur in der Ge- walt, sondern im Eigenthume des Vaters waren die Kinder, er mochte sie als Sklaven verkaufen, und, wurden sie vom Käufer frei- gelassen, abermal und zum drittenmal verkaufen; ja er mochte sie tödten, wenn sie Uebles begangen. Solche herrische Gewalt dauerte durch's ganze Leben, sezte sich auf alle Desccndenten fort, und bezog sich auf das Vermögen, wie auf die Person. Doch konnte der Sohn durch Kriegsdienste und Uebnng freier Kunst sich ein Pecutium erwer- den, und die Emancipation endete die väterliche Macht. Dasselbe Verhältniß war bei adop tirten Kindern. Auch unabhängig von dem Ansehen des Vaters wurde die Jugend
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