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1. Bd. 2 - S. 287

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
Schöne Künste und Wissenschaften. 287 Das Detail der Kunstgeschichte überlassen wir den Acsthetikern. Unserem Zwecke mögen weinige Säze genügen. 1) Von eben so rohem Anfänge, als bei den barbarischen Völkern, ging die griechische Kunst ans. Phönizier mögen sie etwas verbessert haben. Aber ihre eigentliche Weihe und ihre charakteristi- sche Gestalt erhielt sic durch die Mythologie oder durch die Göt- ter- und Heroen-Geschichte, welche ihrerseits der Poesie den Ur- sprung dankte. Was Phidias laut bekannte, daß er das Ideal sei- nes olympischen Jupiter in Homer gefunden, das mochte von allen griechischen Künstlern gelten. Nicht die Natur, die sie umgab, so an- muthig sie war, nicht die Menschengestalten in Hellas, so schön sie sich entfalteten, wurden hie Modelle ihrer Werke. Etwas Höheres, was nur in der Dichterphantasie, nicht in der Wirklichkeit lag, schwebte als Urbild den Künstlern vor, und ließ sich selbst in jenen Gestalten erkennen, deren äußeren Umriß oder deren einzelne Züge sie von Sterblichen entnommen. 2) Die Kunst war nach ihrer Anwendung und ihren Gegenstän- den ganz oder größtcntheils öffentlich. Nicht zur Ausschmückung von Privathänsern, zur Befriedigung der Liebhaberei oder der Laune der Reichen, sondern einzig und allein zum öffentlichen Genuß und zum öffentlichen Bedürfniß arbeitete sie. Die Kunst wurde, fo wie die Wissenschaft, als etwas Hohes, dem ganzen Volke oder der Menschheit Angehörigcs betrachtet; und so konnten auch ihre Produkte nicht Privateigenthum seyn. Sie erbaute Tempel für Göt- ter; Hallen, Theater, Gymnasien, Odeen für's Volk und die Ma- gistrate; sie verherrlichte solche Gebäude und die öffentlichen Pläze durch Statuen der Götter und Heroen oder der Sieger in Kampf- spielcn, durch Abbildung mythologischer und Helden-Geschichten, durch sinn - und geschmackvolle allegorische Verzierung; gewöhnlich auf öffentliche Anordnung, oft auch auf jene von Privaten, welche die Andacht zu Weihgeschenken, patriotische Freigebigkeit oder Eitelkeit zur Errichtung von Denkmalen trieb. Es ist wohl begreiflich, daß solche Zwecke und Darstellungen geeigneter seyen, den Künstler zu be- geistern, als die knechtische Arbeit im Dienste von Privaten oder zu alltäglichem und unedlem Gebrauche. Indessen hatte freilich der all- gemeine Kunstsinn der Nation auch ans geringere Produkte, auf Ge- räthsehaften und Fabrikate Einfluß; selbst der Gcwerbsmann in Grie- chenland arbeitete mit Geschmack. Die Schmeichelei gegen die Ge- waltigen, denen man Statuen bei ihrem Leben schon errichtete, und die Portraitmalerei, endlich der überhandnehmende Lnrus führten die Kunst allmälig auch in'ö Privatleben ein. Jedoch im eigentlichen
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