1812 -
Dresden Leipzig
: Selbstverl. K. Engelhardt
- Autor: Engelhardt, Karl August
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Regionen (OPAC): Sachsen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Ludwig der Springer. 75
Grafen Ludwig weder als Morder, noch als Mord-
anstifter des Pfalzgraftn, sondern erzählt vielmehr,
daß Ludwig vom Kaiser Heinrich I V. als einem sei-
ner unversöhnlichsten Feinde, auf den Giebichen-
stein gesetzt worden sei. Allein, da er in dem pfalz-
gräflichen Kloster lebte, so mochte er wohl gute
Gründe haben, der Pfalzgräfin und Graf Ludwigs
wegen, die ihm schaden konnten, die Wahrheit et-
was zu umgehen.
Ziemlich eben so romantisch, als Ludwigs Flucht
vom Giebichenstein, erzählen Mönche dessen Stif-
tung des Klosters Rernha-'dsbrunn.
Adelheid — so sagen sie — läßt einst am Char-
freitage 1084. die Tafel mit Fleischspeisen besetzen,
und nöthigt ihren Gemahl zu essen. Als Ludwig
sich wundert, warum er also den heiligen Tag ent-
weihen solle, erinnert ihn Adelheid so lebhaft an
weit grösere Verbrechen, die er auf dem Herzen
habe, daß er, zerknirschten Herzens, weder ißt
noch trinkt, und nur aus Mittel denkt, Gnade bei
Gott zu erlangen.
Endlich trägt er seinen stillen Kummer dem Bi-
schöfe Stephan von Halberstadt und dem Mönch
Konrad von Ilsenburg vor, welche ihm natürlich
die Stiftung eines Klosters anrathen. Um indes
noch sichrer zu gehen, reiset Ludwig mit Stephan
selbst nach Rom, wirft, als reuiger Sünder, sich
nieder vor dem heiligen Vater, küßt ihm den Pan-
toffel, trägt sein Anliegen vor und erhält auch hier
die Weisung, durch Klosterbau sich zu entsündigen-
Ver-