1812 -
Dresden Leipzig
: Selbstverl. K. Engelhardt
- Autor: Engelhardt, Karl August
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Regionen (OPAC): Sachsen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
wird das Todesurtheit verkündigt. io§
tische Fürsten den geköpften Johann Friedrich be-
trachtet, grenzenlos seinen Richter gehaßt haben —
das war natürlich, konnte aber dem Kaiser ünnrög.
lich gleichgültig sey«.
Wahrscheinlich aus denselben Gründen fand der
Verurtheilte auch Fürbitter, selbst unter den katho-
lischen Fürsten. Kurfürst Joachim von Branden-
burg, Herzog Wilhelm von Kleve, Kurfürst Moritz
sogar, der natürlich den Haß und die Rache der
Familie Johann Friedrichs doch nicht ganz auf sich
laden wollte, der Marquis Saluzzo, welcher den
Kaiser erinnerte, daß er an dem Gefangnen einen
grosen Schatz habe — diese und mehr Männer von
Gewicht baten den Kaiser um Gnade für Johann
Friedrich; doch rührender wohl Niemand, als ein
alter, treuer Diener des Kurfürsten, der Mahler
Lucas Cranach, damals Bürgermeister zu
Wittenberg.
Dieser, den Karl als Knabe schon kannte, ward
jetzt von ihm ins Lager beschieden. Der alte Mantt
kam und fand „wundersam Gnade vor diesem gros-
mächtigsten Herrn. "
Karl sagte, daß er ein schönes Gemälde von
ihm besitze, welches der gefangne Kurfürst ihm einst
auf dem Reichstag zu Speier geschenkt — daß sein
Bild, von Cranach gemalt, im kaiserlichen Gemach
zu Mecheln hange, und fragte, wie alt er, der Kai-
ser, damals gewesen sei, als Cranach ihn gemalet?
„ Acht Jahre, „ entgegnete treuherzig der alte
Lucas," als Kaiser Maximilian Euch bei der rech-
ten