1812 -
Dresden Leipzig
: Selbstverl. K. Engelhardt
- Autor: Engelhardt, Karl August
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Regionen (OPAC): Sachsen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
276 26. Mai. Geb. Graf v. Zinzendorf
Knabe nach Groshennersdorf in der Oberlausch,
zu seiner Grosmuttcr, der Geheimen Rathinn von
Gcrsdorf, einer eben so frommen, als gelehrten
Dame, welche mit dem berühmten Schurzfleisch l a-
Leinische Briefe wechselte, auch eine Sammlung
geistlicher Lieder heraus gab.
Obgleich seiner Mutter in früher Zeit schon
entfremdet, nahm Zinzendorf doch bei allen Hand-
lungen darauf Rücksicht: Wie es (nach seinem
eignen Ausdruck) die F r a u M u t t e r amlieb-
sien sehen würde — und oft versicherte er
mit Freuden: Er habe seiner Mutter Se-
gen, wo er gehe und stehe.
Das Haus seiner Grosmutter war übrigens
gleichsam das Treibhaus, in welchem der Keim zu
des Knaben künftiger Gröse, im Dulden und Han-
deln für die Religion, schnell sich entwickelte. Denn
drei weibliche Wesen, wetteifernd an Frömmigkeit,
die Grosmntter, deren Schwester v. Meusebach
und seine Tante von Gersdorf, lasen täglich mit
ihm die Bibel, die Schriften Luthers und Spe-
rrers, hielten früh und Abends mit ihm Betstun-
den — dazu nun ein eben so gottesfürchtiger Hof-
meister, Edeling, und der häufige Zuspruch
frommer Männer, wie Spener, Franke rc.
deren ersterer, sein Pathe, ganz besonders mit ihm
sich abgab, ia ihn sogar als Kind mit Handaufie-
gen feierlich.„Zur Beförderung des Reichs
Jesu in Hofnung" einsegnete - was Wun-
der, daß der kleine Zinzendorf im 4ten Jahre schon
alle