1861 -
Münster
: Coppenrath
- Autor: Welter, Theodor Bernhard
- Auflagennummer (WdK): 16
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Höhere Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Höhere Bürgerschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
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war, in unaufhörliche Kriege bald mit den Franzosen, bald
mit den Türken verwickelt wurde. Denn nun schreckte sie nicht
seine Anwesenheit; ungehindert konnten sie in ihre Staaten die
Reformation allgemein einführen und sich zur Vertheidigung
derselben immer enger mit einander verbinden. Die Türken-
kriege insbesondere thaten der Reformation außerordentlichen
Vorschub. Mehr als einmal, wo das deutsche Reich in der
höchsten Gefahr schwebte, eine Beute der Türken zu werden,
verweigerten die protestantischen Fürsten alle Unterstützung an
Geld und Mannschaft, wenn ihnen der Kaiser nicht zuvor
völlige Religionsfreiheit zusichere; und im Drange der Noth
mußte dieser ihnen eine Begünstigung nach der anderen ein-
räumen. Dadurch wuchs ihnen der Muth, und immer kühner
und trotziger trat ihr Bund gegen den Kaiser auf.
Als aber Plötzlich die Nachricht nach Deutschland kam,
der Kaiser habe mit den Franzosen Frieden, mit den Türken
Waffenstillstand geschlossen, entstand eine dumpfe Gährung
unter den Protestanten. Nun, hieß es, werde der Kaiser, im
Verein mit dem Papste und dem Könige von Frankreich, näch-
stens über sie selbst herfallen. Allein es war bloßes Miß-
trauen, welches eine solche Absicht dem plötzlichen Friedens-
schlüsse unterlegte. Denn des Kaisers einziger Wunsch und
einziges Streben ging nur dahin, den ganzen Neligionsstreit
auf gütlichem Wege beizulegen. Es wurde deshalb ein Reichs-
tag nach dem anderen, ein Religionögespräch nach dem ande-
ren gehalten; allein statt zu dem beabsichtigten Zwecke zu füh-
ren, machten sie die Spannung nur noch größer. Die meiste
Hoffnung hegte der Kaiser zu einer allgemeinen Kirchenver-
sammlung, auf welche Luther sowohl als seine Anhänger sich
immer berufen hatten, und er bat deshalb den Papst, eine
solche zu veranstalten. Lange zögerte der Papst, und als er
sie endlich im Jahre 1545 zu Trient in Tirol eröffnete,
weigerten sich die Protestanten, an derselben Theil zu nehmen
und ihre Beschlüsse anzuerkennen. Schon längst waren sie
Weltcr's Weltgesch. Ui. 16. Aufl. 5