1861 -
Münster
: Coppenrath
- Autor: Welter, Theodor Bernhard
- Auflagennummer (WdK): 16
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Höhere Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Höhere Bürgerschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
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18. Deutschland unter Ferdinand I. und Maximilian Ii.
Fcrvinand 1. (1556 — 1564). — Dieser, ein Bruder
Karl's V., war schon hochbejahrt, als er den kaiserlichen
Thron bestieg, und regierte zu kurze Zeit, um etwas wesent-
liches für Deutschland thun zu können. Weniger durchgrei-
fend, als sein Bruder, suchte er unablässig durch Milde und
Nachgiebigkeit die aufgeregten Gemüther zu beschwichtigen.
Traurige Nückerinnerungen an die früheren Stürme der Re-
formation, unter denen selbst der Kaiserthron gewankt hatte,
mochten ihm diese zeitgemäße Duldsamkeit angerathen haben.
Unter ihm wurde das Concilium zu Trient, welches
durch Moritzens rasches Erscheinen in Tirol auseinander ge-
sprengt worden war, wieder eröffnet und am Ende des fol-
genden Jahres, 1563, geschlossen. Zweihundert drei und fünf-
zig anwesende Väter Unterzeichneten unter Thränen der Freude
die Beschlüsse der einzelnen Verhandlungen. So groß auch
der Segen ist, den dieses berühmte Concilium auf alle Zeiten
für die katholische Kirche hat; in Beziehung auf die Prote-
stanten erreichte es jedoch, wie auch vorauszusehen war, den
erwünschten Zweck nicht, sondern machte die Spaltung nur
noch größer; denn eben die Lehren der katholischen Kirche,
welche die Protestanten angefochten hatten, mußte das Con-
cilium in ihrem ganzen Umfange bestätigen.
So war nun alle Hoffnung zur Wiedervereinigung er-
loschen; eine dumpfe Gährung herrschte fortan unter beiden
Parteien; mit ängstlicher Besorgniß beobachtete die eine die
andere, und so groß war das Mißtrauen, daß, wie ein Zeit-
genosse sich ausdrückt, jedes rauschende Blatt Anlaß zum Ver-
dachte gab. Immer dunkeler und dunkeler zog sich der Him-
mel über Deutschland zusammen und drohete eine furchtbare
Entladung.
Gerade in dieser verhängnißvollen Zeit war der Zustand
der Protestanten höchst bedenklich; denn immer größer wurde
unter ihnen der Zwiespalt und die Parteiung. Zunächst gab
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