1861 -
Münster
: Coppenrath
- Autor: Welter, Theodor Bernhard
- Auflagennummer (WdK): 16
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Höhere Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Höhere Bürgerschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
- lío —
entgegen. Allein diese Täuschung schwand bald. Schon nach
achtzehn Monaten starb ihr königlicher Gemahl; und als die
junge Wittwe kurz nachher auch ihre Mutter verlor, entschloß
sie sich, nach Schottland zurückzukehren.
Hier, in diesem Gebirgslande, war während der Negie-
rung der Königin Mutter die Gährung der Gemüther auf's
höchste gestiegen. Johann Knor, ein schwärmerischer An-
hänger Calvin's, hatte durch seine heftigen Predigten das Volk
zu solcher Glaubenswuth entstammt, daß es die katholischen
Kirchen ausplünderte und die Priester mißhandelte. Damals
schon war Elisabeth geschäftig, die Flamme des Aufruhres zu
nähren. Sie wußte, daß die Wünsche und Hoffnungen aller
Katholiken in England auf Maria gerichtet waren; daß diese,
als Enkelin der ältesten Schwester Heinrich's Viii., auch als
die rechtmäßige Königin Englands erschien. Zu der unver-
meidlichen Eifersucht, welche Elisabeth als herrschsüchtige Kö-
nigin und als eitle Frau gegen die gefährliche Thronbewerberin
und gegen das schönere Weib empfand, gesellte sich noch Re-
ligionshaß. Darum beschloß sie, ihre königliche Verwandte zu
verderben. Mit finsterem, argwöhnischem Blicke beobachtete sie
jeden ihrer Schritte. Sobald sie die Nachricht bekam, Maria
schicke sich zur Rückkehr nach Schottland an, ließ sie in aller
Eile eine Flotte rüsten und alle Küsten sorgfältig bewachen,
um die schottische Königin einzufangen.
Am 15. August 1562 segelte Maria mit zwei Galeeren
und vier Transportschiffen von Calais ab. So lange ihr die
Küste im Gesicht blieb, ruhete ihr Blick auf dem schönen Lande,
wo sie von Kindheit an gelebt und als Königin geherrscht
hatte; und mit ausgebreiteten Armen rief sie: „Lebe wohl,
geliebtes Frankreich, lebe wohl!" Am folgenden Tage entstand
ein dichter Nebel, unter dessen Schutze ihre Galeeren dem
auflauernden englischen Admiral glücklich entgingen; drei Trans-
portschiffe aber fielen in dessen Hände. Mit steigender Augst
näherte sie sich der vaterländischen Küste; denn wie ihr Volk