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1. Geschichte der neueren Zeit - S. 115

1861 - Münster : Coppenrath
▼ - 115 - gemacht, und die arglistigen Kunstgriffe und Betrügereien ihrer Feinde, und schloß, die Hand auf der Bibel, mit den Worten: „Was den Tod der Königin, Eurer Gebieterin, aubetrifft, so nehme ich Gott zum Zeugen, daß ich nie nach demselben strebte und nie in denselben willigte." Hinrichtung dcr Maria Stuart (1587). — Der achte Fe- bruar 1587 war der Tag ihrer Hinrichtung. Die Nacht zu- vor brachte sie größtentheils im Gebete zu. Um acht Uhr Morgens trat ein Diener in ihr Gemach und zeigte ihr an, daß die Stunde geschlagen habe. „Ich bin bereit!" war die Antwort, und ihr Auge ftralte Frieden. Sie bat flehentlichst um einen Priester, der sie auf des Lebens letztem Gang be- gleite; allein auch diese Tröstung ward ihr versagt. Mit einer Miene voll Ruhe und Majestät durchschritt sie die Halle, die zu dem Saale führte, wo das Blutgerüst aufgeschlagen war. Sie hatte ihre reichste Kleidurig angelegt, wie sie sich für eine verwittwete Königin geziemte. Um den Hals trug sie eine Kette, an der ein goldenes Kreuz befestigt war, am Gürtel hing ein Rosenkranz. In ihrer Hand hielt sie ein Crucifir von Elfenbein. Auf dem Wege fand sie ihren Haus- hofmeister Melville, dem seit mehreren Wochen der Zutritt zu ihr verboten war. Der alte treue Diener fiel in die Kniee und weinte laut auf. Sie bot ihm liebreich die Hand. „Klage nicht," sprach sie, „ehrlicher Mann, freue dich vielmehr; denn du wirst das Ende sehen von Maria Stuart's Leiden. Die Welt, mein lieber Melville, ist nur Eitelkeit, und ein Meer von Thränen würde nicht hinreichen, ihre Trübsale zu bewei- nen. Gott vergebe denen, die seit so langer Zeit nach mei- nem Blute dursten, wie der Hirsch nach der Quelle." — Dann brach sie in Thränen aus und sprach: „Lebe wohl, guter Mel- ville, lebe wohl!" Als sie die Blutbühne bestiegen hatte, trat der Dechant von Peterborough zu ihr und ermahnte sie im Namen der Königin Elisabeth, die katholische Religion abzuschwören. 8*
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