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1861 -
Münster
: Coppenrath
- Autor: Welter, Theodor Bernhard
- Auflagennummer (WdK): 16
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Höhere Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Höhere Bürgerschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
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zu sagen; die Dichter besangen seinen Ruhm und erhoben seine
Weisheit über die des Salomo und machten durch die un-
sinnigsten Schmeicheleien den ohnehin schon eitlen König nur
noch eitler und hochmüthiger. Kein Volk hat überhaupt eine
größere Neigung zu äußerem Glanze und leeren Förmlichkeiten,
als das französische; der König entsprach demnach ganz dieser
Neigung und gab derselben sogar eine bleibende Richtung.
Der Glanz des französischen Hofes erfüllte ganz Europa mit
blinder Verehrung und verleitete fast alle Fürstenhöfe, besonders
die deutschen, zur lächerlichsten Nachäffung des Fremden. Jeder
Fürst wollte ein Ludwig im Kleinen sein. Jeder bildete einen
besonderen Hof, wo in Pracht und Verschwendung, in Sitten
und Moden, in Sprache, Literatur und Kunst der französische
Hof als Vorbild galt. Mit dem Hofe nahm auch der Adel
in Deutschland die französische Sprache an und schämte sich
der guten alten Muttersprache. Paris galt als der Mittel-
punkt der europäischen Cultur, der feineren und höheren Lebens-
bildung; aus allen Gegenden von Deutschland wurden soge-
nannte Bildungsreisen dahin gemacht. So verbreitete sich das
prunkende verweichlichende Franzosenthum immer weiter über die
höheren Stände; kaum noch blieben die unteren Volksklassen dem
ernsten und biederen Sinne ihrer Voreltern getreu und retteten
vaterländische Sitten und Gebräuche von fremder Ansteckung.
Eroberungskriege Fndwig's Xiv. — Doch ungeachtet dieser
Begierde nach rauschenden Ergötzlichkeiten war Ludwig ein sehr
thätiger König, und seine Negierung gehört zu den kräftigsten,
die Frankreich je gehabt hat. Nie konnte jene Begierde ihn
so sehr einschläfern, daß er auch nur einen Augenblick seine
Würde und die Ehre seiner Nation vernachlässigt hätte. Er
strebte nach dem Ruhme, der größte Monarch der Erde zu
sein, und für einen solchen Ruhm war ihm kein Opfer zu groß.
Frankreich würde unter seiner Regierung glücklich und von ganz
Europa geachtet worden sein, wenn er nur den wahren Vor-
theil und den Wohlstand seines Volkes zur Absicht gehabt hätte;
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