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1. Geschichte der neueren Zeit - S. 195

1861 - Münster : Coppenrath
195 zu sagen; die Dichter besangen seinen Ruhm und erhoben seine Weisheit über die des Salomo und machten durch die un- sinnigsten Schmeicheleien den ohnehin schon eitlen König nur noch eitler und hochmüthiger. Kein Volk hat überhaupt eine größere Neigung zu äußerem Glanze und leeren Förmlichkeiten, als das französische; der König entsprach demnach ganz dieser Neigung und gab derselben sogar eine bleibende Richtung. Der Glanz des französischen Hofes erfüllte ganz Europa mit blinder Verehrung und verleitete fast alle Fürstenhöfe, besonders die deutschen, zur lächerlichsten Nachäffung des Fremden. Jeder Fürst wollte ein Ludwig im Kleinen sein. Jeder bildete einen besonderen Hof, wo in Pracht und Verschwendung, in Sitten und Moden, in Sprache, Literatur und Kunst der französische Hof als Vorbild galt. Mit dem Hofe nahm auch der Adel in Deutschland die französische Sprache an und schämte sich der guten alten Muttersprache. Paris galt als der Mittel- punkt der europäischen Cultur, der feineren und höheren Lebens- bildung; aus allen Gegenden von Deutschland wurden soge- nannte Bildungsreisen dahin gemacht. So verbreitete sich das prunkende verweichlichende Franzosenthum immer weiter über die höheren Stände; kaum noch blieben die unteren Volksklassen dem ernsten und biederen Sinne ihrer Voreltern getreu und retteten vaterländische Sitten und Gebräuche von fremder Ansteckung. Eroberungskriege Fndwig's Xiv. — Doch ungeachtet dieser Begierde nach rauschenden Ergötzlichkeiten war Ludwig ein sehr thätiger König, und seine Negierung gehört zu den kräftigsten, die Frankreich je gehabt hat. Nie konnte jene Begierde ihn so sehr einschläfern, daß er auch nur einen Augenblick seine Würde und die Ehre seiner Nation vernachlässigt hätte. Er strebte nach dem Ruhme, der größte Monarch der Erde zu sein, und für einen solchen Ruhm war ihm kein Opfer zu groß. Frankreich würde unter seiner Regierung glücklich und von ganz Europa geachtet worden sein, wenn er nur den wahren Vor- theil und den Wohlstand seines Volkes zur Absicht gehabt hätte; 13*
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