1861 -
Münster
: Coppenrath
- Autor: Welter, Theodor Bernhard
- Auflagennummer (WdK): 16
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Höhere Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Höhere Bürgerschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
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dasselbe einrücken, um die Conföderation durch Waffengewalt
zu vernichten. Zu gleicher Zeit führte sie auch einen glücklichen
Krieg gegen die Türkei, wodurch diese selbst in ihrem Bestehen
gefährdet wurde. Durch solche Fortschritte geschreckt suchte
nunmehr Oesterreich ein Bündniß mit Preußen gegen Rußland
zu Stande zu bringen und Polen zu retten. Joseph Ii. trat
zweimal mit Friedrich Ii. zu persönlicher Unterredung zusammen,
die aber jedesmal ohne Erfolg blieb. Auf Ansuchen des Sultans
übernahmen diese beiden Mächte die Friedensvermittlung mit
Rußland. Katharina war bereit, ihre Eroberungen an derdonau
herauszugeben, verlangte aber dafür eine Entschädigung an Ge-
bietsbezirken in Polen. Auf eine Entschädigung hätten auch
wohl die beiden anderen Mächte Anspruch machen können,
Oesterreich für seine auf die Kriegsrüstung verwandten Kosten,
Preußen für die Hülfsgelder, die es gezahlt hatte. Dagegen
schien es bedenklich, sich in einen schweren, kostspieligen Krieg ein-
zulassen, um die Gefahr, welche von Seiten der Russen dem
polnischen Reiche drohete, abzuwenden; und Friedrich fand es
vortheilhafter, sich Katharina zu nähern. Jetzt stand Oester-
reich allein da, und um diese Macht von einem Kriege gegen
Rußland abzuhalten, fand man es am gerathensten, sie selbst
an der Theilung Polens mit zu betheiligen. Man ließ daher
nicht ab, in Maria Theresia zu dringen und sie für alle Fol-
gen verantwortlich zu machen, welche aus der Kaiserin Wei-
gerung, einem Theilungsplane beizutreten, entstehen könnten.
Lange widerstrebte Maria Theresia's rechtlicher Sinn einer so
unlauteren Handlung der Politik. Als jedoch Kaunitz ihr
wieder und wieder vorstellte, daß ihr Widerstand das Schicksal
Polens nicht ändern, wohl aber zu einem blutigen Kriege
führen werde, und daß man nicht leiden dürfe, daß Rußland
allein seine Macht vergrößere; da gab endlich die Kaiserin,
wenngleich mit tief bewegter Seele, ihre Einwilligung. Run
hatte Katharina ihren Plan erreicht; es erfolgte die erste Thei-
lung Polens (1772). Oesterreich nahm größtentheils nur
die Länder zurück, welche schon früher dieser Macht gehört