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1. Geschichte der neueren Zeit - S. 282

1861 - Münster : Coppenrath
61. Joseph Ii., Kaiser von Deutschland (1765—1790). Joseph Ii., der Sohn Maria Theresia's und Franz I., war als stiller Bewunderer Friedrich des Großen ausgewachsen. Was dieser für Preußen war, wollte er für seine Staaten werden. Wenige Regenten kommen ihm gleich an wohlwol- lender Gesinnung und regem Eifer für das Wohl seiner Unterthanen. Schon in früher Jugend entwickelte sich sein großer und kräftiger Geist und entwarf hohe Plane zur künf- tigen Umbildung seines Reiches; denn viele alte Vorurtheile und Mißbräuche schienen ihm noch in demselben zu herrschen. Rach dem Tode seines Vaters 1765 nahm ihn Maria The- resia zum Mitregenten an; allein noch war er im freien Wir- ken gebunden; denn die eigentliche Regierung blieb doch in den Händen der Mutter. Bei der ihr eigenthümlichen Milde und Herzensgüte ging diese aber dem feurigen Jünglinge viel zu langsam in Abstellung der Mißbräuche zu Werke. Erst ihr Tod ließ ihn zur selbständigen Negierung kommen. Er war damals neun und dreißig Jahre alt, als er, im Bewußtsein der Kürze des menschlichen Lebens und des weiten Umfanges seiner Aufgabe, mit rastloser Thätigkeit die schönen Plane zu verwirklichen suchte, die er im vollen Jugendfeuer entworfen hatte. Wie er als Kaiser dachte, dafür spricht am besten die Stelle eines Briefes an seinen Bruder Maximilian, als dieser Kurfürst von Köln geworden war: „Als Kurfürst sind Sie einer der ersten Fürsten des Reiches. Vergessen Sie, daß der Kaiser Ihr Bruder ist, daß Sie ein Prinz meines Hauses sind. Opfern Sie sich ganz dem Vaterlande und Ihrem Volke." So dachte der Kaiser, und so handelte er auch. Er berück- sichtigte bloß das Verdienst und zog es hervor, wo er es fand, ohne Rücksicht auf äußere Verhältnisse zu nehmen. Insbeson- dere nahm er sich des gedrückten Bauernstandes an. Er hob die von seiner Mutter schon gemilderte Leibeigenschaft auf. Bei Raudnitz in Mähren legte er einst selbst die Hand an den Pflug und ackerte eine Furche, den Landleutcn zu zeigen, wie
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