1. Bd. 1
- S. 105
1824 -
Ilmenau
: Voigt
- Autor: Thieme, Moritz
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
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auf das Tiefste bewegte, sondern aych einen fortwirkenden Eindruck
auf ihn hinterließ. Dieses Trauerspiel und Götz von Berlichingen
gaben seiner dichtenden Geistesthatigkeit eine neue Richtung, und
diese Werke sowohl, als Lefsmgs Schauspiele, die Gedichte des Ma-
lers Friedrich Müller und ganz vorzüglich Leisewitz's Julius
von Tarent gehörten zu Schillers damaliger Lieblingslectüre. So
ging sein erstes dramatisches Werk hervor: Cosmus von Medicis,
ans dem er spater jedoch nur einige Stellen in sein Schauspiel die
Räuber aufnahm. Auch war es im Ganzen nur ein sehr unvoll-
kommener Versuch, und die Aehnlichkeit im Stoffe mit dem oben-
erwähnten Julius von Tarent unverkennbar. Eben so ließen
Schillers lyrische Gedichte — d. h. solche, die nach einem strengen
Versmaaße gebildet sind und sich in Stoff und Form vorzüglich
zum Singen eignen, — ich sage: auch diese lyrischen Versuche jener
Zeit ließen nur schwach den Geist ahnen, der sich in seinen spätem
Werken dieser Gattung ausspricht. In seinem ersten Gedichte dieser
Art, das im Jahr 1776 öffentlich erschien, hatte er sich mehr frem-
de Bilder und Gedanken,, die vorzüglich von Klopftock, Cramer und
Utz entlehnt waren, angeeignet, als daß er eigenthümlichcn, dichte-
rischen Schwung gezeigt hatte. Bemerkenswerth sind jedoch folgende
Verse, da sie uns recht klar und tief in Schillers innere Gemüths-
welt blicken lassen, und wir da sehen, worauf sich in dieser Zeit all
sein Sehnen und Streben beschrankte. Er spricht in jener Stelle
von dem Gefühle für die Reize der Natur und bricht dann in die
Worte aus:
Für Könige, für Große ist's geringe,
Die Niederen besucht es nur —
O Gott i Du gäbest mir Natur
Kheil' Welten unter sie — nur Bator mir Gesänge!
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