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1. Bd. 1 - S. 106

1824 - Ilmenau : Voigt
106 In diese Zeit fällt auch Schillers Bekanntschaft mit Shakes- peare, dem wunderbaren Gerste, den ein neuerer Dichter sehr tref< send den „Genius der brittischen Insel" genannt hat. Er hörte nämlich in einer Unterrichtsstunde daraus vorlesen, und mit unwiderstehlicher Macht zog es ihn nach der Lehrstunde zum Lehrer, (dem nachherigen Prälaten *) Abel in Schönthal) hin, um denselben zu bitten, daß er ihm den großen Schauspieldichter (Dramatiker) gefälligst leihen möge. Indessen sagte unserem Schiller des Brit- ten urkräftige Natur und seine, mitunter schroffe, Dichtungsweise im Anfang nicht recht zu, und er sagte später selbst darüber: „Ich war noch nicht fähig, die Natur aus der ersten Hand zu verstehen." Die Folge dieser ernsthaften Lectüre des Shakespeare wurden dierauber, ein Scharsspiel, das, kräftig und erschütternd, hier und da aber auch alles bessere und menschliche Gefühl empört. Er sing es in seinem 18. Jahre an, und Schiller sagte spater selbst da- von: „Ich maaßte mir 2 Jahre vorher an, Menschen zu schildern, ehe mir noch Einer begegnet war, denn die vierhundert (Mitschüler), die mich umgaben, waren ein einziges Geschöpf, der getreue Abguß eines und eben desselben Modells, von welchem sich alle bildende und schaffende (plastische) Natur losgesagt hatte." — Es war aber nichts natürlicher, als daß der junge Dichter den, mit ihm befreundeten, Mitschülern seine dichterischen Arbeiten und Versuche in stiller, heimlicher Freude mittheilte, und so kam es denn auch, daß sie ihn bisweilen aufforderten, irgend einige kräftige Scenen aus seinen Räubern vorzutrage^. Das Stück war aus er- hitzter Jugendphantasie hervorgegangen, und darum auch für diese wiederum ganz besonders reizend und geeignet. So war es auch *) Ein vornehmer katholischer Geistlicher. i
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