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1. Bd. 1
- S. 302
1824 -
Ilmenau
: Voigt
- Autor: Thieme, Moritz
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
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kamen dabei mehr in daß Gedränge, als Baiern und Würtemberg.
Sie sahen sich eingeengt, von beiden Seiten, zwischen die furcht-
baren Kolosse aus dem Westen und Osten Europa's, sahen von
Neuem ihre Lander den Gräueln und Verwüstungen des Krieges
preisgegeben.a Da glaubte Baiern sich nur durch eine strenge
Neutralität aus dieser gefahrvollen Lage retten zu können; allein
Oestreich ließ am 3. September 1805 der baierischen Regierung durch
den, nach München abgeordneten, Fürsten Schwarzenberg, — den
später so berühmt gewordenen östreichischen Feldmarschall — erklä-
ren , daß es keine Neutralität in diesem Kriege anerkenne, weil sie
Frankreich auch nur so lange bestehen lassen würde, als sie zu sei-
nem wirklichen Vortheile gereiche. Der östreichische Abgeordnete
verlangte sogar unbedingte Vereinigung der baierischen Truppen mit
der östreichischen Armee. Die früheren Feldzüge aber gaben zu wenig
Hoffnung, daß man dieses Mal glücklicher sein werde, und was hatte
dann der Churfürst von Baiern für sein Land und seine geliebten
Unterthanen von der Wuth der feindlichen Heere zu erwarten? Da
mußten alle Rücksichten auf das gemeinsame Teutschland zurücktreten,
vor den mahnenden Pflichten für das eigne, von dem Herren aller
Länder im Himmel und auf Erden anvertraute, Land. Baiern warf
sich in die Arme Frankreichs und am 2. October dieses Jahres trat
die baierische Armee bei Würzburg zu der französischen über.
Am nehmlichen Tage schloß Napoleon mit dem Churfürsten von
Würtemherg zu Ludwigsburg eine Allianz, welche ihm ein zweites
Hilfscorps gegen Oestreich verschaffte.
So fochten nun Teutsche gegen Teutsche! So war der alte
morsche teutsche Staatskörper seiner völligen Auflösung nahe! Schon
hatten sich zwei, nicht unbedeutende, Glieder von ihm getrennt.
Der Drang der Umstände hatte es geboten. Wer mag es Einem verden-