1. Bd. 1
- S. 307
1824 -
Ilmenau
: Voigt
- Autor: Thieme, Moritz
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
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Ueberzeugung zurück, daß, bei der jetzigen Lage der Dinge, einzig
und allein nur noch unter den weitausgebreiteten Fittigen des fran-
zösischen Adlers Schutz und Sicherheit für Land und Volk zu fin-
den sei. Bei seinem edlen, wohlwollenden Herzen glaubte er den
mächtigen Napoleon noch am ersten für Teutschland günstig zu stim-
men, wenn man sich mit ihm in die möglichst freundschaftlichsten
Verhältnisse zu setzen suche und so wagte er denn einen Schritt,
der freilich allgemeines Aufsehen und Erstaunen erregte und der den
teutschen Kaiser und die übrigen, ihm treu gebliebenen, Reichsstände
in eben dem Maaße entrüsten mußte, als er bei Napoleon und fei-
nen Anhängern freudigen Beifall fand.
Wahrscheinlich nicht ohne die mächtige Einwirkung des dama-
ligen französischen Gesandten zu Regensburg, Hedouville, entschloß
sich der erste teutsche Churfürft und Churerzkanzler, einen fran-
zösischen Cardinal — Fesch — den Oncle des Kaiser Napoleon
zu seinem Nachfolger zu ernennen.
In dem, von Dalbergs Minister, dem Freiherrn von Albini,
unter'm 27. Mai 1806, an den Reichstag gebrachten Actenstücke,
worin er diesen Schritt dem Reiche anzeigte, sagt Dalberg zwar:
„ Seine churfürstlichen Gnaden hätten geglaubt, auf kein, mehr wür-
diges Subject, als auf Se. Eminenz den Herrn Cardinal Fesch
verfallen zu können, deren Geschlechtsvorfahren sich schon zeitig im
fünfzehnten und sechszehnten Jahrhunderte in öffentlichen Diensten
leutscher Lande ausgezeichnet hätten, und welche selbst für Ihre
Person als ein Herr in den besten Mannsjahren und schon länger
des heiligen Stuhls zu Rom Cardinal hierzu in sich alle wesent-
lichen Eigenschaften in einem vorzüglichen Grade verbanden;" dennoch
aber entzog diese Erklärung dem Fürsten Dalberg gar viele Herzen.
Denn, Wer erkannte nicht in den Franken und ihrem mächtigen Kaiser,
die wahren Feinde des Vaterlandes, wenn?auch einzelne