1. Bd. 1
- S. 332
1824 -
Ilmenau
: Voigt
- Autor: Thieme, Moritz
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
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mehr ertheilt und, bei seiner kurzer? Dauer und den damaligen stür-
mischen Zeiten, wohl auch nicht erst in die Reihe der bestehenden
Orden ausgenommen worden ist.
Die Stiftung jenes Ordens war eine der letzten öffentlichen
Regentenhandlungen des treuen, standhaften Fürsten, denn 3 Wo-
chen vor der Schlacht beileipzig begab er sich, in Begleitung
des geistlichen Rathes Kopp — und darum nicht nur angeblich,
sondern höchst wahrscheinlich in kirchlichen Angelegenheiten, die ihm
ja stets so sehr am Herzen lagen, von Aschaffenburg nach Con-
stanz, Zürich und Lucern. Gewiß nicht, um vor den siegrei-
chen Verbündeten zu fliehen, denn, was hätte er von diesen für
seine Person und fürstliche Ehre wohl zu fürchten gehabt? Auch
hat er wirklich, während seines Aufenthaltes in der Schweiz, meh-
rere Angelegenheiten des Bisthums Constanz durch Verhandlungen
ausgeglichen, und so den Zweck seiner Reise erfüllt.
Von Constanz sendete er im November seinen Geheimenrath
und Kammerherrn Baron von Varicourt nach Frankfurt, wohin die
verbündeten Monarchen ihr Hauptquartier verlegt hatten. Dieser
Abgesandte sollte den fürstlichen Siegern die erforderlichen Aufschlüsse
über das politische Benehmen seines Fürsten geben; allein die Sen-
dung lief fruchtlos ab.
Die drei Monarchen von Oestreich, Preußen und Rußland hat-
ten das Großherzogthum Frankfurt bereits vorläufig unter eine pro-
visorische Verwaltung gestellt, wie man das so nennt. Das heißt,
man ließ das Land, bis zu weiterer Entscheidung, von eigenen oder
doch selbst berufenen Staatsdienern in der Sieger Namen verwalten.
Da schien es dem 70jahrigen Greise, der sich längst aus dem
Getreide dieser Welt in den friedlich stillen Schooß der Kirche zu
flüchten wünschte „als sei jetzt seine Zeit gekommen, dem unruh-
vollen Fürstenstande zu entsagen und den Ueberrest seiner Tage den