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1. Die Geschichte des Mittelalters - S. 10

1862 - Köln : DuMont-Schauberg
10 I. Deutschland vor der Völkerwanderung. hing man Blumenkränze auf und warf Kränze und Sträuße in die hei- lige Flut. Priester. Der deutsche Priester hieß mit einem schönen Namen éwart, éwarto, d. h. der Pfleger und Hüter, der Wart des Gesetzes, denn éé, éa ist Gesetz. Dies Gesetz haben wir hier im ausgedehnte- sten Sinn des Wortes zu verstehen, cs ist das göttliche wie das mensch- liche Gesetz gemeint, denn beide waren einst genau verbunden und gleich heilig. Es liegt also schon im Namen des altdeutschen Priesters, daß er sowohl des Gottesdienstes als des Gerichtes zu warten hatte. In den Heerzngcn sah das Alterthum eine durch die Gegenwart der Gott- heit und deren Einwirkung geheiligte, den Göttern besonders angenehme Handlung, eine Art von Gottesdienst. Die Priester holten vor der Schlacht die Bilder und Symbole der Götter aus den heiligen Hainen und trugen sie mit in den Kampf. Wohl leitete der Feldherr die Schlacht, aber die Priester nährten die Begeisterung der Kämpfenden, sie allein hielten die Zucht und durften Strafe über den Feigen ver- hängen, ihn binden, selbst schlagen. Ebenso waren sie als unmittelbare Diener der Gottheit bei allen öffentlichen Handlungen thätig, welche zur Ehre der Götter verrichtet wurden, oder unter Anrufung der Götter geschahen. Sie verrichteten die feierlichen Gebete, tödteten die Opfer- thiere, brachten den Göttern ihren Theil daran dar und vertheilten Fleisch unter das Volk; sie weihten die Könige und Leichen, wahrschein- lich auch die Ehen, nahmen die Eide ab und sprachen die Weissagungen aus dem Gewieher öffentlich unterhaltener Rosse, oder aus geworfenen Loosen, oder aus den Eingeweiden der Opferthiere aus. Das Geschäft der Weissagung tritt jedoch mehr als den Frauen zustehend hervor, als ein hauptsächliches Amt der Priest crin neu. Schon Tacitus meldet, daß nach deutschem Glauben den Frauen etwas Heiliges und Vorahnen- des innewohne, und daß die Deutschen weder ihren Rath verachteten, noch ihre Aussprüche vernachlässigten. Und bereits Cäsar sagt, daß bei den Germanen die Hausfrauen durch Loos und Weissagung entschieden, ob man zur Schlacht schreiten dürfe oder nicht. Wohnte diese Gabe der Vorherverkündigung schon den Frauen im Allgemeinen bei, dann hatten ohne Zweifel die eigentlichen Priesterinnen sie in erhöhtem Grade; sie erscheinen darum auch vor allen hochgeehrt, man betrachtete sie nur mit größter Ehrfurcht wie Gottheiten. So jene bructerische Jungfrau, die weithin durch ihr hohes Ausehen herrschende Veleda, welche einfl den Deutschen Sieg, den römischen Legionen aber Verderben vorherverkündet hatte, die von hohem Thurm herab, den sie bewohnte, gleich einer Götter- botin ihre Orakel den rings ehrerbietig harrenden und reiche Gaben darbriugenden Gesandten der Ubier spendete.
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