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1. Die Geschichte des Mittelalters - S. 25

1862 - Köln : DuMont-Schauberg
4. Das Kriegswesen der alten Deutschen. 25 ordnung sehr wesentlich ihre Stärke aus der Art der Bildung ihrer be- sonderen Gliederungen, welche ein treues Bild der ganzen Entwicklung des Volks- und Staatslebens waren. Innerhalb der Keile stellten sich die alten Germanen schaarenweisc, nach Familien und Geschlechtern und mittelst derselben nach Hundertschaften und Gauen geordnet, auf. Die Kcilstellung wurde nur zum Angriffe in der Feldschlacht ange- wendet. Sollten dagegen im Festungskriege Wälle und Mauern ge- stürmt werden, oder drohten im Feldkricge überlegene, feindliche Angriffe, insbesondere aber feindliche Reiterei, die Schlachtlinie zu erschüttern, so zogen die Germanen sich in Massenstellungen, in geschlossenen Gliedern, ohne alle Zwischenräume, zusammen, wobei sie ihre Schilde nach allen Seiten hin, so wie auch über ihre Köpfe dicht verschränkt hielten, so daß diese Stellungen der griechischen viereckigen Phalanx und der römi- schen Testudo ganz ähnlich waren. Diese Gesechtstellung wurde in ihrem defensiven Charakter sehr charakteristisch in Island die Schildburg (Skialld- borg) genannt. Hinter der Schlachtordnung, und zwar nicht zu entfernt von der- selben, wurde aus den mit dem Gepäck und den Lebensmitteln belade- nen Wagen des Heeres eine große Wagenburg aufgeschlagen. Auf den Wagen standen, als die heiligsten Zeugen des Gefechtes und die am höchsten geachteten Lobredner der Tapferkeit, die Frauen und Kinder der Krieger, um nicht nur durch ihren Zuruf aus der Ferne, sondern selbst durch ihr Erscheinen inmitten des Kampfes die Streitenden zu cr- muthigen und durch hinzugetragene Erquickungen zu erfrischen. In die Wagenburg wurde der Verwundete getragen, um dort von der Mutter, der Gattin verbunden zu werden. Durch die Anwesenheit der Frauen beim Heere wurde das Gefühl der Vaterlandsliebe und Tapferkeit im ganzen Volke so lebendig erhalten, daß selbst schon zum Rückzuge ge- neigte und wankende Schlachtreihen durch die Standhaftigkeit und die unablässigen begeisterten Bitten der hcrbeieilenden Frauen wieder herge- stellt wurden. 5. Die Gefolgeschaften. Neben der allgemeinen Wasfenpflicht ent- stand schon in der ältesten Zeit noch eine besondere durch die den ger- manischen Stämmen allein eigenthümliche Institution der sogenannten Gefolgeschaften. Die thatcndurstige Jugend bildete schon im Frie- den das permanente Gefolge der Helden des Gaues und wurde für diese eine Art Leibwache. Das Gefolge mußte sich dem Führer zu be- sonderer Treue verpflichten und erhielt von ihm das Kriegspferd, Wehr und Waffen, während des Kriegszuges den nöthigen Unterhalt und dem- nächst auch noch einen besonderen Antheil an der gemachten Kriegsbeute. Doch bildete die Gefolgcschaft nur einen integrirendcn Theil des Heer- bannes, in welchem sie, dem Charakter nach Auszeichnung begieriger Freiwilligen entsprechend, gerne in den vordersten Reihen focht, die ge- fährlichsten Posten übernahm und insbesondere den kleinen Krieg führte. Boten die politischen Verhältnisse des eigenen Stammes keine Gelegen- heit zu kriegerischer Thätigkeit dar, so zogen die Gefolgeschaften auch als
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