Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Die Geschichte des Mittelalters - S. 44

1862 - Köln : DuMont-Schauberg
44 Ii. Die Völkerwanderung. t fern Strome zusammen und bat flehentlich, sie aufzunehmen; für Wohn- sitze, wo sie gegen ihre furchtbaren Feinde sicher wären, versprachen sie dem Kaiser, treue und ergebene Streiter zu sein. Der Kaiser, von schlechten Rathgebern geleitet, im thörichten Wahne, durch die Gothen ein zahlreiches, unbesiegbares Heer zu erhalten und mit dessen Hülfe seinen Thron gegen seine beiden Neffen im Occident desto mehr zu be- festigen, gab Befehl, das ganze westgothische Volk über die Donau nach Thracien übcrzusetzen. Eine große Flotte von Schfffen, Nachen und hohlen Baumstämmen setzte unausgesetzt viele Tage und Nächte hindurch die zahllose Menge über den Fluß. Ganz Thracien war von einer neuen ungeheuren Bevölkerung angefüllt, denen der Kaiser Lebensmittel gegen eine mäßige Bezahlung zu reichen befahl. Aber die geizigen Statthalter von Thracien, Lupicinus und Maximus, suchten diese Gele- legenheit zu benutzen, sich zu bereichern. Sie ließen auf den Markt nicht nur schlechtes Fleisch von Schafen und Ochsen bringen, sondern selbst todte Hunde und Katzen und verkauften diese schlechten Lebens- mittel um einen solchen theuren Preis, daß zuletzt die Gothen, um nicht Hungers zu sterben, für eine elende Nahrung Sclaven, Söhne und Töchter hergeben mußten. Da sie um sich überall den größten Neben- fluß an Lebensmitteln sahen und sie mitten im fruchtbaren Lande durch den Hungertod bedroht wurden, so fingen sie an zu murren und dro- hende Bewegungen zu machen. Täglich sahen die Römer mehr ein, wie unklug es gewesen war, eine so ungeheure Menge von Barbaren, die durch nichts im Zaum gehalten werden konnte, ausgenommen zu haben. In der Nähe von Marcianopel, wo Lupicinus in der Eile Truppen zusammen gezogen hatte, lieferte er mit mehr Unbedachtsamkeit als Ueberlegung den ge- reizten Feinden eine Schlacht. So tapfer die römischen Legionen kämpf- ten, so vermochten sie doch nicht, der ungestümen Wuth der Feinde zu widerstehen, und Lupicinus, der Urheber dieses Krieges, überließ durch seine Flucht nach Marcianopel das römische Heer seinem Schicksal und den Gothen den Sieg, reichliche Beute und römische Waffen, so daß sie nun jetzt doppelt furchtbar erschienen. Valens, der sich gerade in jener Zeit in Antiochien aufhielt, be- schloß, diesen Aufstand der Gothen mit Gewalt der Waffen zu bekäm- pfen. Er zog die Legionen, welche gegen die Perser in Armenien auf- gestellt waren, von dem Euphrat weg und schickte sie nach Thracien; er selbst machte sich auf den Weg nach Constantinopel, um die Leitung des Krieges in eigener Person zu übernehmen. Es war am 9. August 378 n. Ehr., als Valens Gepäck, Schätze und sonstige Sachen von Werth im Lager von Adrianopel einigen Legionen zur Bewachung zurückließ und gegen die Feinde rückte. Durch einen Fehler kam die Reiterei des rechten Flügels in das Angesicht des Feindes, als der linke noch ziemlich weit entfernt war, daher mußten die Soldaten in der Sonnenhitze in der größten Eile marschiren, um eine gehörige Schlachtordnung anfzustellen. Die ostgothische Reiterei
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer