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1. Die Geschichte des Mittelalters - S. 55

1862 - Köln : DuMont-Schauberg
13. Geiserich. oo germanischen Völker gesichert gewesen. So sicher schien das Land vor allen Angriffen der deutschen Barbaren bewahrt zu sein, daß viele Vor- nehme aus Italien und Spanien sich mit ihren Schätzen dorthin flüch- teten. Der Westgothenkönig Alarich hatte den Plan gehabt, von Un- teritalien nach Sicilien und von dort nach Afrika überzusetzen; sein un- erwarteter Tod hinderte ihn an der Ausführung. Sein zweiter Nach- folger Wallia wollte mit den Westgothen nach der reichen Provinz Afrika übersetzen, als aber seine Flotte in der Meerenge durch Stürme einen großen Verlust erlitten hatte, gab er das Unternehmen auf. Bald darauf erhielten die Vandalen unter ihrem Könige Gunderich (406—427) das Uebergewicht in Spanien und machten von ihren Wohnsitzen in Andalusien schon einen glücklichen Streifzug an die afrikanische Küste (Mauretanien), als sie von dem römischen Statthalter Afrikas, Boni- facins, der durch die Ränke seines Gegners Aetius bei der Kaiserin- Mutter Placidia in Ungnade gefallen und in seiner Stellung bedroht war, nach Afrika zu Hülfe gerufen wurden. Um diese Zeit war Gun- derich gestorben und ihm sein natürlicher Bruder Geis er ich gefolgt, wahrscheinlich weil die Söhne Gnnderich's noch unmündig waren. Geiserich war von mittlerer Größe und, wie Timur, in Folge eines Sturzes vom Pferde hinkend. Sein tief sinnender Geist äußerte sich nur in seltenen und wenigen Worten; er war ein Verächter der Schwel- gerei, dagegen dem Zorne und der Habsucht ergeben. Eine besondere Geschicklichkeit, andere Völker für sich zu gewinnen und nach seinem Willen zu lenken, war ihm eigen, und er benutzte diesen Einfluß häu- sig genug, den Samen des Hasses und der Zwietracht auszustreuen. Mit persönlicher Tapferkeit im Kriege verband er eine eben so große Gewandtheit in der Anwendung strategischer Ucberlistungen, und eine ausgezeichnete Entschlossenheit und Thatkraft. Einem barbarischen Könige von diesen Geistesgaben mußte natürlich eine Gelegenheit zu neuen Kriegsthaten höchst willkommen sein, welche außerdem noch das beste Mittel war, etwaigen inneren Unruhen wegen der nicht ganz gesetzmäßigen Nachfolge eines natürlichen Bruders vorzu- beugen. Geiserich rüstete sich demnach, der Einladung des Bonifacius folgend, nach Afrika zu ziehen. Kaum waren die Vandalen gelandet, als ihr Bundesgenosse Boni- facius sich wieder mit der Kaiserin-Mutter Placidia versöhnte. Diese hatte nämlich vertraute Freunde des Empörers, von deren Treue auch sie überzeugt war, nach Karthago geschickt, um, wenn etwa ein Miß- verständniß zu Grunde läge, den Frieden wieder herzustellcn. Bonifa- cius legte einen Brief des Aetius vor, worin dieser unter dem Scheine der Freundschaft ihn benachrichtigt hatte, daß die Kaiserin-Mutter ihm nachstelle und ihn aus dem Wege räumen wolle. Placidia verzieh ihm völlig wegen des Betruges, worin Aetius sie Beide zu gleicher Zeit verstrickt hatte. Als nun Bonifacius wieder mit dem Reiche versöhnt war, bot er auch Alles auf, um sein Unrecht wieder gut zu machen. Durch Bitten und Versprechungen aller Art suchte er Geiserich dahin
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