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1. Die Geschichte des Mittelalters - S. 153

1862 - Köln : DuMont-Schauberg
36. Karl's des Großen Hof. 153 Kugeln auf ein metallenes Becken an. Waren alle zwölf Stunden ab- gelaufen, so öffneten sich an der einen Seite der Uhr zwölf Thüren und aus denselben ritten zwölf Reiter hervor und an der -andern Seite wieder hinein. Sein häusliches Glück kam zu einer äußerst glücklichen politischen Laufbahn hinzu, um den Abend seiner Tage so heiter als möglich zu machen. Vom Jahre 806 an genoß er sein Alter in Ruhe; er nahm an den Kriegen keinen persönlichen Antheil mehr; er brachte den größ- ten Theil des Jahres in Aachen zu und vergnügte sich mit der Jagd in den Ardennen, oder, wenn er eine Lustreise nach seinen Villen am Oberrhein machte, in den Vogesen; er erfreute sich der Achtung der Welt, die ihm durch Gesandtschaften aus den fernsten Gegenden dar- gebracht ward. Je mehr aber die Fortdauer dieses genußreichen Alters mit dem Glücke seiner Kinder zusammenhing, um desto härter waren die Schläge, welche ihn in den letzten Jahren seines Lebens trafen. Er verlor nämlich im Jahre 810 von seinen drei Söhnen den zweiten, Pipin, durch den Tod. Wenn ihn schon dieser Verlust so uiederschlug, daß Einhard sagt, er habe ihn nicht mit der ihm sonst eigenthümlicheu Seelengröße ertragen, so war dagegen sein Schmerz ganz grenzenlos, als er am 6. Decembcr des folgenden Jahres auch seinen ältesten Sohn, Karl, vor sich hinstcrben sehen mußte. Karl war sein Ebenbild, auf ihn hatte der Kaiser seine ganze Hoffnung gesetzt und diese Hoffnung trug er jetzt mit dem geliebten Sohne zu Grabe. Seit dieser Zeit hat man ihn nie wieder froh gesehen. Er wurde in sich gekehrt und selbst der Gedauke fand bei ihm Eingang, er werde für seine gebeugte Seele am besten Ruhe finden, wenn er die Regierung niederlege und sich ganz von der Welt zurückziehe. Als Karl das Ende seiner Tage nahe fühlte, ließ er im Herbste des Jahres 813 seinen einzigen ihm noch übrig gebliebenen Sohn Lud- wig an das Hoflager in Aachen kommen; zugleich beschied er die Reichs- versammlung nach diesem Orte. Es war die letzte, die er hielt, und nach der Zahl der Versammelten eine der glänzendsten, obwohl der Gegenstand ihrer Verhandlungen einen trüben Ernst über sie verbreitete. Zuerst ließ er seinem Sohne als Könige der Frauken huldigen, und dann fragte er die anwesenden Großen, ob sie es billigten, wenn er auch die römische Kaiserwürde auf seinen Nachfolger übertrüge. Die ganze Ver- sammlung, welche durch diese Abschiedsscene des majestätischen Greises von seinem Volke aufs tiefste und bis zu Thränen gerührt war, gab ihre lebhafte Zustimmung zu erkennen, und es wurde der nächste Sonn- tag zu diesem feierlichen Act anberaumt. An diesem Tage ging Karl im kaiserlichen Ornate und mit der Krone auf dem Haupte in die Marienkirche, wo auf dem Altare eine andere Krone lag. Nachdem er mit seinem Sohne lange und inbrünstig gebetet hatte, ermahnte er ihn vor der Versammlung mit lauter und fester Stimme, den allmächtigen Gott zu lieben, Gottes Gebote in allen Stücken zu halten, die Kirchen zu beschützen, seine Geschwister und Verwandten mild zu behandeln, die
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