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1. Die Geschichte des Mittelalters - S. 213

1862 - Köln : DuMont-Schauberg
47. Heinrich Iii. 213 selbst das Scepter ergriffen. Der junge König hatte noch nicht das 22. Jahr überschritten, aber er zeigte eine bewunderungswerthe Reife des Urtheils und eine Weite des Blickes, wie sie sonst nur lange Uebung in den Künsten der Herrschaft zu gewähren pflegt. Er besaß alle die trefflichen Eigenschaften seines Vaters, denselben scharfen Verstand, die- selbe Gerechtigkeitsliebe und denselben persönlichen Muth; auch das stolzeste Bewußtsein von der Bedeutung seiner unvergleichlichen Stellung und den Trieb, sie seiner Nachkommenschaft zu erhalten, hatte er vom Vater ererbt. Mit dem feurigsten und edelsten Willen, das Größte und Beste zu vollbringen, verbanden sich jetzt zu guter Stunde auch die reichsten Mittel. Niemals hatte noch ein deutscher Fürst eine Macht überkommen, wie sie Heinrich zufiel. Nicht allein, daß er die könig- liche Gewalt in Deutschland, Burgund und Italien unbestritten empfing; auch die hohe Aristokratie Deutschlands war niemals tiefer gebeugt, niemals der Clerus von der Krone abhängiger gewesen, als in diesem Augenblicke. Das Herzogthum schien fast vernichtet; in Baiern, Schwa- den und Franken war die herzogliche Gewalt geradezu an die Krone gefallen, Kärnthen war durch Konrad's Tod erledigt und wurde vor- läufig nicht von Neuem ausgethan; nur in Sachsen und Lothringen hatte sich noch die nationale Bedeutung des Herzogthums erhalten. Ueberdics gab es unter den anderen Königen Europa's keinen von her- vorragender Bedeutung. Knut der Große und Stephan der Heilige waren aus dem Leben geschieden, ohne ihrer würdige Nachkommen zu hinterlaffen; das polnische Reich Boleslaw's war in der vollständigsten Auslösung, das französische Königthum seit geraumer Zeit in der kläg- lichsten Ohnmacht. Auch war keine kirchliche Macht vorhanden, die dem Kaiserthum Gefahr drohen konnte. Sobald der neue König die letzte Sohnespflicht gegen den Vater erfüllt hatte, begann er seinen Umritt im Reiche. Nichts lenkte bei diesem Zuge durch das Reich mehr die Aufmerk- samkeit des jungen Königs auf sich, als die Verhältnisse des Ostens, die von Neuem eine bedrohliche Wendung nahmen. Das gewaltige Reich Boleslaw Chrobry's war zerstört, aber auch aus seinem Ruin erwuchsen dem Reiche noch Bedrängnisse und Gefahren. Der Herzog Dretislaw von Böhmen, ein Fürst voll hochherziger Gesinnungen, glänzender Eigenschaften und lebendigen Glaubeuseifers, hatte sich zur Aufgabe seines Lebens gemacht, durch die Eroberung des zerrütteten Polen eine freie und unabhängige Königsmacht zu gründen und die schon beginnende Rückkehr der Polen zum Heidenthum zu hemmen. Prag sollte die Metropole dieses mächtigen christlichen Reiches werden, welches alle westlichen Stämme der Slaven verbände. Wirklich gelang es dem tapferen Böhmenherzoge, Gnesen, die Hauptstadt Polens in der glänzenden Zeit Boleslaw's, zu erobern, die Schätze Polens und insbesondere den Leichnam des h. Adalbert nach Böhmen zu schaffen. Aber ein solches unabhängiges, böhmisch-polnisches Slavenreich mußte uothwendig einen Kampf mit dem deutschen Reiche Hervorrufen, welches
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