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1. Die Geschichte des Mittelalters - S. 504

1862 - Köln : DuMont-Schauberg
504 Vierter Zeitraum des Mittelalters: 12/3—1492. dem ewigen Schirm des königlichen Hauses unterwerfen wollten; die Größe seiner Macht wäre vor ihren Augen, ihm widerstehen könnten sie nicht, allein er wolle sie nicht zwingen, sondern zu seines Hauses lieben Kindern haben. Er, der Enkel ihrer alten Schirmvögte, Sohn Rudolf's, würde sie anführen zu Sieg, er wolle sie reich machen und erhöhen durch Beute, Ritterschaft und Lehen. Die aus den Waldstättcn antworteten: der selige König sei ihnen ein guter Hauptmann und Vogt gewesen, seinem Stamm würden sie das immer gedenken; allein sie liebten den Zustand ihrer Altvordern und wollten in demselben ver- harren, Albrecht möchte ihn bestätigen, wie sein Vater. Als Albrecht nicht auf diese Weise zum Ziele gelangte, schlug er einen anderen Weg ein. Der Vogt der Waldstütte war in den alten Zeiten ein wichtiger Graf, der in das Land kam, wenn ihn sein Amt rief. Albrecht schickte zwei Reichsvögte, Hermann Geßler von Bruneck und Bering er von Landenberg; sie hatten kein oder geringes Eigen- thum und wohnten deßhalb immerdar im Lande, drückten cs durch Zölle, waren mehr streng als gerecht und reizten das Volk durch rohen Ucber- muth. Im Herbste 1306 wurde der Untervogt Wolfenschießcn, welcher das Weib des biedern Landmannes Konrad Baumgarten zu Alzelen zwischen Engelbcrg und Stanz mißhandeln wollte, von dem ergrimmten Ehemanue im Bade erschlagen, ohne daß die Brüder des getödteten Edelknechtes Rache nahmen an dem Mörder, welcher gegen Uri entflohen war; sie sprachen, es sei dem Wollüstling Recht geschehen. Die Vögte aber achteten solcher Warnung des Schicksals nicht; vielmehr gebot Beringer von Laudenberg 1307 einem ehrbaren Landmann Heinrich von Melchthat in Unterwalden, das schönste Paar Ochsen abzulicfcrn, damit eine leichte Uebcrtretung seines Sohnes Arnold gebüßt werde. Als nun der Knecht kam und trotz der Bitten die Thiere abspannte, „dieweil der Bauer selber den Pstug ziehen könne," ergrimmte der junge Melch- thal, zerschlug dem Diener des Vogts zwei Finger und floh gegen Uri zu seinem Blutsfreund Walther Fürst. Da ließ Landenberg den Greis, welcher des Sohnes Aufenthalt weder entdecken konnte noch wollte, verhaften und au beiden Augen blenden. Um dieselbe Zeit ließ Geßler bei Altorf eine Veste bauen, die er Zwing-Uri nannte und forderte von edlen und unedlen Landsassen schwere Frohndienste. Es erging der Befehl, daß jeder Vorüberwan- delnde den auf einer Stange zu Altorf erhöhten Hut als Zeichen des Herzogs von Oesterreich und seines Statthalters begrüßen sollte. In denselben Tagen ritt der Vogt gegen Küßnacht und blickte mit neidischem Auge auf das neue, stattliche Haus Werncr's von Stauffacher, welcher in dem Dorfe Steinen wohnte. Auf die Frage: „wessen ist das Haus?" entgegnete bescheiden der Inhaber: „Herr, es ist meines Herrn des Kö- nigs und euer und mein Lehen." Dennoch versetzte unwirsch Geßler: „ich bin statt meines Herrn Fürst im Lande und will nicht, daß Bauern Häuser bauen ohne meine Einwilligung, will auch nicht, daß ihr also frei lebet, als ob ihr selber Herren wäret; ich werd's euch wehren!"
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