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1. Die Geschichte der neuern Zeit - S. 57

1864 - Köln : DuMont-Schauberg
13. Der Bauernkrieg. 57 die Bauern wider den Abt zu Reichenau, weit er ihnen keinen evange- lischen Prediger zntassen wollte. Diesen ersten Bewegungen folgten bald andere, heftigere. Am 1. Januar 1525 wurde der Abt zu Kempten von dem Landvolke, das im Verein mit den Städten war, überfallen und nach Ausplünderung seines Klosters gezwungen, durch einen Ver- trag den Rechten, welche man ihm streitig machte, zu entsagen. Dieses Beispiel reizte die Nachbarn zur Nachahmung. Auf den Gebieten der umliegenden Bischöfe und Aebte, bald auch der Grafen und Herren, sammelte sich alles Landvolk in bewaffneten Hansen. Die Bauern ließen ein Manifest ansgehen, in welchem sie den Vorwurf, daß sie Aufrührer seien und haß das neue Evangelium dieses Unheil verschulde, zu widerlegen suchten. In 12 Artikeln waren ihre Forderungen zu- sammengestellt, welche sich hauptsächlich auf das Wahlrecht ihrer Pre- diger, Abschaffung der Leibeigenschaft, Zehnten, Antheil an der Jagd, dem Vogel- und »Fischfang, Benutzung der Gemeindewaldungen, Fest- setzung der Dienste, Abgaben und Pachtgelder und dgl. bezogen. Diese und noch eine andere Schrift schickten sie an Luther mit der Aufforde- rung, einen Ausspruch darüber zu thun. Von dem Manne, der so be- redt von der Freiheit eines jeden Christen gepredigt und mit den Worten der Bibel den höchsten Gewalten auf Erden Trotz geboten hatte, erwar- teten sie mit voller Gewißheit Verteidigung ihres Beginnens. Luther befand sich in großer Verlegenheit. Er konnte ihnen nicht Recht geben, ohne die Reden seiner Feinde, daß seine Lehre zum Aufruhr führe, zu bekräftigen, und ohne es mit den Fürsten und dem Adel, welche ihn gegen Papst und Kaiser geschützt hatten und ferner schützen sollten, für immer zu verderben. Dennoch wagte er es, in einer Vermahnung, die er zugleich an die Fürsten und an die Bauern im Druck ausgehen ließ, den erstern zuerst sehr ernste und kräftige Wahrheiten über ihre Regimentsweise zu sagen, wobei er freilich seinen Standpunkt vornehm- lich gegen die geistlichen Herren und gegen die seiner Lehre feindlichen Fürsten nahm, indem er Bedrückung des Evangeliums als den haupt- sächlichsten Anlaß .der Unruhen darstellte. Nachdem er den Großen iu's Gewissen geredet, wandte er sich an die Bauern mit so freundlichen Worten, daß es beinahe schien, als sei er nicht weit davon entfernt, ihnen Recht zu geben. Er rieth, man solle aus dem Adel etliche Grafen und Herren, aus den Städten einige Rathsherrcn wählen, und die Sache freundlicher Weise „handeln und stillen, so daß die Herren ihren steifen Muth herunter ließen und ein wenig von ihrer Tyrannei und Unterdrückung wichen, die Bauern aber auch sich weisen ließen, und etliche Artikel, die zu viel und zu hoch griffen, aufgäben." Aller die gut gemeinte Ermahnung verfehlte die beabsichtigte Wirkung und Luther kam nun bei den Genossen des Aufstandes in den Verdacht, er heuchle den Fürsten, und rede jetzt nach andern Grundsätzen, als nach welchen er dem Papste den Krieg erklärt hatte, und fortwährend dem Gebote des Kaisers und der Reichsversammlung Folge versagte. Inzwischen wurde die Gestalt des Aufruhrs immer furchtbarer.
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